Archiv der Kategorie: Abfälle

Schluderei beim Gasbohren, Verpressen, Abfackeln

LBEG untersucht Boden an 200 ausgewählten Förder- und Verpressbohrungen in Niedersachsen

Betriebsplatz Hemsbünde Z2 (Herbst 2014)
Die Bühne für die Auftaktveranstaltung: Betriebsplatz Hemsbünde Z2 (Herbst 2014)
Nach diversen Quecksilber- und Benzol-Funden aus der Erdgasproduktion und zunehmender öffentlicher Kritik legt die Bergaufsicht jetzt ein etwas umfangreicheres Messprogramm auf, mit dem Schadstoffe aus dem tiefen Untergrund gemessen werden sollen. Das Programm startet am kommenden Montag um 11 Uhr und soll an 192 aktiven Erdgas-Förderplätzen und 8 Bohrungen in Niedersachsen stattfinden, in denen flüssiger Sondermüll verklappt wird oder wurde.

Auf die Frage, welche Bohrungen das im Einzelnen sind, hat die zuständige Behörde noch nicht geantwortet. Und warum unter den Messparametern keine Schadstoffe sind, die beim Bohren und Fracken eingesetzt wurden, bleibt bislang auch das Geheimnis der Verantwortlichen. Und warum nur der Boden, nicht aber Sicker- und Grundwasser betrachtet werden sollen, ist eine weitere offene Frage. Ob Andreas Sikorski, der am Montag auf dem Betriebsplatz Hemsbünde Z2 bei Bothel die Kampagne der Öffentlichkeit vorstellen soll, diese und weitere Fragen beantworten wird?

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Radioaktivität im produzierten Wasser – mit und ohne Fracking

Symbol für Radioaktivität
Radioaktivität bei der Öl- und Gasförderung ist eine bislang unterschätzte Gefahr (Grafik: kundrius)
Radionuklide, die bei der Öl- und Gasgewinnung häufig anfallen – bekannt als NORM (naturally occurring radioactive material) -, sind ein bislang vernachlässigtes Umwelt- und Gesundheitsproblem. Insbesondere das produzierte Wasser (Lagerstättenwasser, Flowback beim Fracking, Kondenswasser während der Förderung) kann verschiedene Isotope verschiedener Elemente enthalten und Anlagenteile und Umwelt verstrahlen. Bei der Verklappung der flüssigen Abfälle in alte Bohrlöcher gerät die radioaktive Fracht in den unkontrollierbaren Bereich. Die tatsächliche Gefahrenlage korrekt zu ermessen, ist alles andere als trivial, wie eine neue Forschungsarbeit1 aus dem Marcellus-Frackgebiet (Pennsylvania, USA) zeigt.
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Gefährliche Chemikalien beim Fracking: 2. Nicht zugelassene Biozide

GHS-Symbole Gesundheits-/Umweltgefahr
Frack-Flüssigkeiten im Gasfeld Söhlingen enthielten bisher häufig wasser- und/oder gesundheitsgefährliche Wirkstoffe
Bisherige Frack-Flüssigkeiten, die im tiefen Sandstein im Gasfeld Söhlingen eingesetzt wurden, enthielten Stoffe mit biozider (»Leben abtötender«) Wirkung, deren Einsatz beim Fracking chemikalienrechtlich nicht zugelassen ist. Diese Stoffe weisen teilweise auch für Menschen sehr giftige Eigenschaften auf: Einige können Krebs erregen, andere das Erbgut verändern oder die Fruchtbarkeit bzw. den Embryo schädigen. Dieses sog. »konventionelle Fracking« im tiefen Sandstein Niedersachsens soll sich angeblich schon jahrzehntelang bewährt haben und sicher sein – eine fragwürdige Behauptung, weil bislang nicht hingeschaut wurde, welche Umwelt- und Gesundheitsgefahren tatsächlich von ihm ausgehen.
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Hofgeismarer Erklärung: Kali-Bergbau muss heutigem Stand der Technik genügen

Ideale Arbeitsbedingungen im Salz unter Tage zeigt das Deutsche Museum in München (Foto: High Contrast/wikimedia)
Ideale Arbeitsbedingungen im Salz unter Tage zeigt das Deutsche Museum in München (Foto: High Contrast/wikimedia)
Die Kali-Produktion im thüringisch-hessischen Revier stellt nach wie vor eine große Umweltbelastung dar, weil sie nicht nach dem Stand der Technik verfährt. Doch nach dem erklärten Willen der grünen Umweltministerin Hinz und des Bergbau-Unternehmens K+S soll sich daran so schnell auch noch nichts ändern. Salzige Abwässer aus Produktion und von den Rückstandshalden sollen weiter in den Untergrund und in die Flüsse geleitet werden dürfen – und nachweislich Schäden am nutzbaren Grundwasser und den Flussbiotopen anrichten. Salzhalden sollen stehen bleiben und eventuell erweitert werden dürfen und so weiteres wertvolles Ackerland vernichten. So bedroht die Kali-Industrie auch Arbeitsplätze.

Zur Beendigung dieses nicht hinnehmbaren Zustandes haben gestern die Werra-Weser-Anrainerkonferenz, das Aktionsbündnis salzfreies Märchenland und die hessische Die LINKE. mit der Hofgeismarer Erklärung aufgerufen. Nach dem heutigen Stand der Technik sei ein versatzloser Kali-Bergbau möglich, der darüber hinaus die Lagerstätten vollständiger ausnutzt und bei dem alle Wertstoffe bestmöglich extrahiert und nicht teilweise als Abfall entsorgt werden. Mit der Erklärung wird die hessische Landesregierung unter anderem aufgefordert, »die Versenkung von Salzabwasser sofort zu beenden«, auf die Einhaltung der Wassergesetze zu achten und dem Unternehmen K+S dieselben Pflichten zum Umwelt- und Gewässerschutz aufzuerlegen, wie sie auch für andere gelten.

K+S droht mit neuer Salzhalde

Kali-Halde in Giesen
Alte Kali-Halde in Giesen. Jetzt soll eine zweite, noch viel größere hinzukommen. (Foto: Christoph73/wikimedia
In Niedersachsen soll eine alte Kaligrube reaktiviert werden: Wie verhält sich Rot-Grün dazu?

Im Landkreis Hildesheim ist eine weitere riesige Halde mit Rückständen aus dem Kalibergbau geplant. Der K+S-Konzern will der Allgemeinheit neue Ewigkeitslasten aufbürden, sagen die Kritiker.

Das Planfeststellungsverfahren zur Wiederinbetriebnahme des Kali-Bergwerks Siegfried-Giesen im niedersächsischen Landkreis Hildesheim durch das Bergbauunternehmen Kali + Salz (K+S) läuft. Teil des Plans ist die Errichtung einer weiteren Salzhalde. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) scheint sie für notwendig zu halten, sein Kollege im Umweltministerium, Stefan Wenzel von den Grünen, will sie wegen zu erwartender Beeinträchtigungen der Umwelt verhindern.
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Über 1000 demonstrierten gegen eine »Asse« der Gas-Industrie

Über 1000 Menschen nahmen an der Demo teil
Über 1000 Menschen nahmen an der Demo gegen die drohende Mega-Verpressbohrung in Völkersen teil
»Kein Gift in unsere Erde – Wir wollen nicht die »Asse« der Erdgasindustrie werden!«. Mit diesem Kampfruf hatten die fünf örtlichen Bürgerinitiativen im Landkreis Verden – das rote X – am gestrigen Sonnabend zu einer Demonstration gegen die geplante Mega-Verpressstelle in Völkersen aufgerufen. Weit über 1000 Menschen aus Norddeutschland waren dem Aufruf gefolgt und zogen in einem beeindruckenden Zug aus Menschen, Fahrrädern, Kinderwagen, Rollstühlen und Treckern vom Dea-Betriebsplatz bei Schülingen zum Sportplatz in Völkersen.

Die Region im Landkreis Verden ist Erdgasfördergebiet seit Jahrzehnten, deren beklagenswerte Folgen sich zunehmend manifestieren: Quecksilber- und Benzol-kontaminierte Äcker, Erdbeben und Risse in den Häusern und die wachsende Angst vor krankmachenden Schadstoffen in Boden, Wasser und Luft. Und die Wut über eine skrupellose Industrie und Politik. Die plant jetzt die Verklappung von jährlich 130.000 Kubikmetern flüssigen Sondermülls in die ausgeförderte, gefrackte Bohrung Völkersen Nord Z3 – ohne schädliche Folgen sicher ausschließen zu können, wie die Bürgerinitiativen betonen.
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Podiumsdiskussion über die »Angst ums Heidewasser«

Lagerstättenwasser-Leitungen bei Fleestedt, Lk. Harburg
Lagerstättenwasser-Leitungen bei Fleestedt, Lk. Harburg (Symbolfoto)
Am morgigen Mittwoch, dem 15. April, lädt die Bürgerinitiative »Kein Fracking in der Heide« um 18 Uhr ins Freilichtmuseum Kiekeberg (Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, Agrarium) ein. Podiumsteilnehmer sind:

  • Dr. Ingo Engelmann und Renate Maaß von der Bürgerinitiative „Kein Fracking in der Heide“
  • Dr. Klaus Vieten und Dr. Neil McMahon von Kimmeridge GmbH
  • Dr. Johannes Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
  • Prof. Dr. Calmano, Hydrochemiker und emeritierter Professor an der TH Hamburg-Harburg für Umwelttechnik und Energiewirtschaft.
  • Moderation: Dr. Tanja Busse, Journalistin und Autorin

Linda Engelmann von der Bürgerinitiative »Kein Fracking in der Heide«: »Die Risiken des Fracking sind noch nicht eindeutig geklärt. Gasunternehmen sehen die Gefahren als beherrschbar, während sich die Umweltschützer um das Grundwasser fürchten. Einige Konzerne haben die Erlaubnis in den Landkreisen Diepholz, Heidekreis und Nienburg mit der Fracking-Methode zu bohren.«

Der Eintritt ist frei; Spenden werden gern gesehen.
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Flüssigmüll der Öl- und Gasindustrie: Marode Leitungen führen weiter zu Umweltschäden

Lagerstättenwasser-Leitungen bei Fleestedt, Lk. Harburg
Lagerstättenwasser-Leitungen bei Fleestedt, Lk. Harburg (Symbolfoto)
Im emsländischen Ölfeld Scheerhorn ist an einer Verteilerstelle Flüssigkeit, vermutlich Lagerstättenwasser in den Oberboden ausgelaufen. Darüber informierte gestern das Betreiber-Unternehmen GdF Suez. Das LBEG als zuständige Bergaufsicht bestätigte die Vermutung, dass es sich bei der ausgelaufenen Substanz um Lagerstättenwasser handelte.
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Salzhalden in Deutschland: In Giesen soll es weitergehen

Kali-Halde in Giesen
Kali-Halde in Giesen (Foto: Christoph73/wikimedia
»Dem Haldenmanagement kommt eine übergeordnete Rolle zu.«, sagte Thüringens Staatssekretär Möller in der Anhörung zur Werra- und Weser Versalzung, die der Umweltausschuss des Bundestages am vergangenen Mittwoch abhielt. Am selben Tag, als aller Augen auf diese skandalöse Umweltverschmutzung in der thüringisch-hessischen Kali- und Salzregion – die teilweise schon manifeste Kontamination des nutzbaren Grundwassers und die eklatante Übersalzung der Flüsse Werra und Weser – gerichtet waren, hat das verursachende Unternehmen Kali+Salz Plan-Unterlagen für die Re-Aktivierung des »Reservebergwerks« Siegfried-Giesen beim niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) eingereicht.

In Giesen will K+S, nach der Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens mit Öffentlichkeitsbeteiligung, die Produktion im Bergwerk Siegfried-Giesen wieder anfahren. Teil des Plans ist, zu der dort schon bestehenden Halde eine zweite aufzuschütten.
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Verklappung von Bergbau-Abwässern: Anzeige gegen Unbekannt wegen Gewässerverschmutzung

Modell Gerstunger Mulde, Kali-Abwässer
Millionen versenkte Kubikmeter Flüssig-Müll sind längst in den nutzbaren Grundwasserleiter eingedrungen. (Screenshot Modell d. Gem. Gerstungen 2012; Video)
Wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung hat die Werra-Weser-Anrainerkonferenz (WWA) gestern Strafanzeige gegen Unbekannt erstat­tet. Jetzt muss sich die Staatsanwaltschaft Kassel mit der fortgesetzten Verpressung industrieller Abwässer befassen, die das Unternehmen K+S durchführt. Brisante Unterlagen, deren Offenlegung die Gemeinde Gerstungen erst kürzlich per Klage erstritten hatte, zeigen, dass das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) bereits am 10. Juli 2014 erhebliche Verschmutzungen nutzbarer Grundwasservorkommen festgestellt hat, die auf die Salzabwasserversenkung zurückzuführen seien. Dieses alarmierende Ergebnis hat allerdings bis heute nicht dazu geführt, dass die zuständigen Behörden dieser Entsorgungspraxis Einhalt geboten hätten.
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