Fracking, Strohfeuer mit verheerenden Folgen

No-Fracking-Plakat vor Bohrturm
Ohne Protest hingenommene Frack-Bohrungen sind weltweit ausgestorben.
»Es ist eine Illusion, zu hoffen, dass man die [in den USA] erzielten Fördererfolge auch in Europa erreichen könne«, konstatierte Dr. Werner Zittel in der gestern in Berlin vorgestellten Untersuchung »Fracking – Ein Zwischenstand«.

Auf 75 gut lesbaren Seiten, entstanden im Auftrag von Energy Watch Group, legt der Energieberater bei der Ludwig-Bölkow-Sytemtechnik GmbH in Ottobrunn das miserable Kosten-Nutzen-Verhältnis des Fracking dar: Hohe Investitionen für eventuelle und kurzlebige Gewinnaussichten der Konzerne auf der einen Seite und auf der anderen unumkehrbare, desaströse Umwelt- und Klimaschäden, großflächige Industrialisierung ländlicher Räume und Erkrankungsraten, die in die Höhe schnellen und unmittelbar der Volkswirtschaft zur Last fallen. Ein kurzer, schneller Gewinn für wenige Konzerne, erkauft mit massiven Umwelt- und Klimaschäden für die Ewigkeit: Welche verantwortungsbewusste Regierung, die nicht unter dem massiven Einfluss der Industrie-Lobby steht, würde Derartiges zulassen?

Der Report der Energy Watch Group ist eine Warnung, die nicht zufällig zu diesem Zeitpunkt kommt: Europa rüstet sich, das Schiefergas-Fracking anzupacken. Regierungen elf europäischer Länder, darunter Deutschland, wollen der Frack-Industrie das Terrain bereiten. Das Kabinett von Angela Merkel will voraussichtlich am kommenden Mittwoch ein Gesetz-Paket auf Kiel legen, das nicht ohne Grund als »Fracking-Ermöglichungsgesetz« bezeichnet wird. Sollte das Kabinett diese Gesetzgebung tatsächlich anstoßen, wäre das eine höchst undemokratische Entscheidung, gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit, gegen die Vernunft. Das wäre der beschlossenen Energiewende hin zu den erneuerbaren Energien diametral entgegengesetzt. Das wäre schlicht ein Liebesdienst an der Öl- und Gasindustrie, einer demokratisch gewählten Regierung unwürdig.

Pressemitteilung der Energy Watch Group

Das Ende vom Fracking-Geschäft
Neue Studie der Energy Watch Group zu den Folgen und aktuellen Entwicklungen von Fracking

Berlin, 19. März 2015. Eine neue Studie der Energy Watch Group (EWG) hat die Folgen von Fracking in den USA untersucht und warnt eindringlich vor dem Ausbau der Schiefergasförderung in Deutschland und Europa. Die durch Fracking verursachten Kosten und Umweltschäden stehen in keinem Verhältnis zur Rohstoffgewinnung dieser Bohrmethode.

Ende des Fracking-Booms
Neben enormen Umweltzerstörungen, einem hohen Verbrauch von Grundwasser und dem großflächigen Sandabbau, nimmt die Verschuldung der Unternehmen aus der Fracking-Branche stetig zu. Der Preisverfall von Erdöl seit Herbst 2014 verbunden mit einer finanziellen Entwertung der Öl- und Gasreserven, hat viele Unternehmen in finanzielle Probleme gebracht. Der Schiefergasindustrie geht es nicht gut. Massenentlassungen sowie Insolvenzen zeigen ein völlig anderes Bild, als das des jahrelangen sicheren Aufschwunges der fossilen Wirtschaft.

Fracking wurde in kommerziell relevantem Maßstab bislang vor allem in den USA durchgeführt. Im Jahr 2005 lockerte der damalige Präsident Bush die Umweltgesetze für das Fracking von Erdöl und Erdgas. Infolgedessen stieg die US-Gasförderung seitdem wieder steil an. Dies verleitete viele zu dem Trugschluss eines angeblich über Jahrzehnte andauernden Erdöl- und Erdgas-Fracking Hypes. „Die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass der dortige kurzfristige Erfolg nur mit hohen Kollateralschäden erkauft wurde. New York hat im letzten Jahr ein Förderverbot erlassen. In Deutschland wird Fracking nicht annähernd die Rolle wie in den USA spielen können. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne die Erfolge der USA wiederholen und gleichzeitig die damit verbundenen Umweltauswirkungen klein halten. Auch Frankreich hat Fracking per Gesetz verboten, in einigen anderen EU-Staaten herrscht ein Moratorium. Warum sollte man in Deutschland diese Risiken eingehen, wo die energie- und klimapolitische Debatte ohnehin andere Maßnahmen erfordert.“

Ausbau in Europa
Die Studie gibt einen Überblick über die Konsequenzen eines möglichen Ausbaus der Schiefergasförderung in Deutschland, abgeleitet aus den Erfahrungen in den USA. Der angebliche Erfolg in Übersee kann nicht 1:1 auf Europa übertragen werden, da hier andere Vorrausetzungen gegeben sind. Es sind weder aussichtsreiche Schiefergasvorkommen vorhanden, noch sind die infrastrukturellen Voraussetzungen vergleichbar. In der EU sind die Potenziale des Fracking sehr niedrig. Trotzdem will man in der Politik, allen voran der neue EU-Kommissar für die Energieunion Sefkovic, die Gasförderung durch Fracking mit allen Mitteln und Tricks durchsetzen. „Die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass der dortige kurzfristige Erfolg nur mit hohen Kollateralschäden erkauft wurde. New York hat im letzten Jahr ein Förderverbot erlassen. In Deutschland wird Fracking nicht annähernd die Rolle wie in den USA spielen können. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne die Erfolge der USA wiederholen und gleichzeitig die damit verbundenen Umweltauswirkungen klein halten. Auch Frankreich hat Fracking per Gesetz verboten, in einigen anderen EU-Staaten herrscht ein Moratorium.

Warum sollte man in Deutschland diese Risiken eingehen, wo die energie- und klimapolitische Debatte ohnehin andere Maßnahmen erfordert.“, so Dr. Werner Zittel, Autor der Studie und Vorstand der Ludwig Bölkow Stiftung.

Seit Dezember 2014 wird der Entwurf für ein umstrittenes Fracking-Gesetz diskutiert. Noch diesen Monat sollen die Beratungen zu den Fracking-Regelungen im Bundestag beginnen. Diese spezielle Situation, die nach einer gesellschaftlich getragenen und klimapolitisch kompatiblen Entscheidung verlangt, motivierte die Energy Watch Group, jetzt eine Zwischenbilanz zu ziehen. „Es ist völlig unverständlich, dass immer noch zu Lasten von Umweltschutz und gegen den Willen der betroffenen Bevölkerung eine Regierungspolitik für das Fracking von Brüssel über London bis nach Berlin dominiert und damit gleichzeitig den Ausbau der Erneuerbaren Energien immer weiter unter Druck setzt. Die Energiegewinnung aus Wind- und Solarkraft ist heute schon wesentlich kostengünstiger als die Stromerzeugung aus Fracking-Gaskraftwerken“, sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group.

Die vollständige Studie finden Sie hier: http://bit.ly/195IqCZ

Über die Energy Watch Group
Die EWG ist ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern. Dieses Projekt wird unterstützt durch die Ludwig-Bölkow-Stiftung und die Reiner Lemoine Stiftung. Die Energy Watch Group beauftragt Wissenschaftler mit der Erstellung von Studien und Analysen unabhängig von politischer oder ökonomischer Einflussnahme. Themen sind: Die Verknappung fossiler und nuklearer Energieträger, Szenarien zur Einführung regenerativer Energieträger und Strategien zur Sicherung einer langfristig stabilen Energieversorgung zu annehmbaren Preisen.
Die Wissenschaftler sammeln und analysieren nicht nur ökologische, sondern vor allem auch ökonomische und technologische Zusammenhänge. Die Studienergebnisse werden nicht nur in Expertenkreisen, sondern auch der politisch interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.