Ölsucher im Norden wollen kleinere Brötchen backen

Karte Erlaubnisfelder SH, Mrz. 2015
Die Öl- und Gas-Erlaubnisfelder in Schleswig-Holstein schrumpfen kräftig.
Gut 3.000 km² Fläche zur Aufsuchung von fossilen Brennstoffen haben zwei Unternehmen der Öl- und Gasindustrie in Schleswig-Holstein zurückgegeben. Dies teilte die oberste Bergbehörde des Landes gestern mit.

Sein einziges Feld im hohen Norden – Rosenkranz Nord in Nordfriesland – hat das bayerische Unternehmen Max Streicher GmbH komplett auf- und entsprechend zurückgegeben. Ebenfalls komplett zurückgegeben hat PRD Energy, deutsche Tochter der kanadischen Ölfirma PRD Energy Inc., ihr Erlaubnisfeld Gettorf. Große Abstriche hat PRD an seinen Feldern Ostrohe, Elmshorn, Bramstedt und Schwarzenbek gemacht. Der Grund sei angeblich eine inzwischen präzisere Kenntnis über mögliche Lagerstätten, wie die Lübecker Nachrichten gestern schrieben..

Dr. Markus Hirschfeld, Leiter des Referats Energiepolitik, Energierecht im MELUR, hat genaue Zahlen: »Das Feld Schwarzenbek reduziert sich von knapp 708 Quadratkilometern auf knapp 440. Bramstedt war knapp 658 Quadratkilometer groß und reduziert sich auf knapp 47. Elmshorn war knapp 595 Quadratkilometer groß und reduziert sich auf knapp 415. Ostrohe war knapp 632 Quadratkilometer groß und reduziert sich auf knapp 245.«

Beide Unternehmen – Max Streicher und PRD – sparen jetzt die jährlichen Feldesabgaben für jeweils rund 1.500 km². Laut MELUR beträgt die Feldesabgabe, die per Landesverordnung festgelegt ist, grundsätzlich 20 Euro pro angefangenem Quadratkilometer im ersten Jahr nach Erteilung und erhöht sich für jedes weitere folgende Jahr um 20 Euro auf maximal 80 Euro. Auf die Frage, wieviel weniger Feldesabgaben Schleswig-Holstein nun einnimmt, erklärte Dr. Hirschfeld: »Die Feldesabgabe kann mit erbrachten Aufwendungen verrechnet werden; daher lässt sich der genaue Betrag derzeit nicht sagen.«

Die Erlaubnisse waren vor knapp zwei Jahren erteilt worden, was zu großer Empörung unter Fracking-Gegnern geführt hat. Hatte doch der zuständige Umweltminister Robert Habeck, der stets betont hatte, entschieden gegen Fracking einzutreten, zahlreiche Erlaubnisanträge durchwinken lassen, obwohl sich darin schon abzeichnete, dass Fracking vorbereitet werden könnte.

Zudem waren die Erlaubnisverfahren durchgehend ohne die nach allgemeiner Auffassung bergrechtlich gebotene Beteiligung der betroffenen Gemeinden durchgeführt worden, sodass mögliche entgegenstehende öffentliche Interessen erst gar nicht erhoben und folglich auch nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Über 150 Gemeinden in Schleswig-Holstein haben dem Vernehmen nach inzwischen Widerspruch gegen die Erlaubnisbescheide eingelegt; Schwarzenbek zieht auch schon eine Klage in Betracht.

Unmut hatte darüber hinaus die Tatsache erregt, dass das LBEG, das im Auftrag von Schleswig-Holstein die Erlaubnisbescheide ausgestellt hat, zur damaligen Zeit überhaupt nicht zuständig war.

Für Ärger sorgt auch die permanente Intransparenz, mit der die Behörden agierten, indem sie selbst dem legitimen Informationsanspruch der Öffentlichkeit nur widerwillig, nur auf erhöhten Druck und nur unvollständig nachkamen. Der Aufreger schlechthin war und ist aber die Tatsache, dass in nahezu allen Anträgen, in die schließlich Akteneinsicht genommen werden konnte, bereits abzulesen ist, dass Fracking vorbereitet werden soll.

Überhaupt keine gute Figur machte dann auch die Vertreterin von PRD Energy Deutschland GmbH, Gabriele Junker, Ende letzten Jahres bei einer öffentlichen Veranstaltung ins Elmshorn. Ausweichende Antworten auf kritische Fragen waren ihr Markenzeichen an dem Abend. Allerdings deutete sich da schon an, dass es für PRD in Schleswig-Holstein nicht optimal läuft. Mit ihrem Arbeitsprogramm im Feld Elmshorn hinkten sie damals schon hinterher. Den Druck der Öffentlichkeit, die sich klar gegen Fracking stellt, bekam die PRD-Vertreterin massiv zu spüren. Er dürfte sich nicht motivierend ausgewirkt haben.

So überrascht es nicht, dass gerade die GmbH, die sich im Jahr 2013 sehr großzügig an Flächen auf der kimbrischen Halbinsel bedient hatte, einen Schritt zurücktritt und seine Erlaubnisfelder abstößt bzw. verkleinert. Grund zum Jubeln ist das allerdings nicht, denn diese Flächen sind nun wieder »auf dem Markt« und könnten an die nächsten Ölsucher vergeben werden.

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