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Lies: „Schiefergasfracking wird in Deutschland nie passieren“

Olaf Lies
Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies ist für den Bergbau im Land zuständig.
In einem Kurzreport „Hoffen auf ein Fracking-Verbot“ (gesendet am 15.02.2014) des NDR war der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies mit folgenden Worte zu sehen:

Ich halte das für falsch. Ich bin davon überzeugt, dass es in Deutschland auch nie passieren wird. Aber um sozusagen auch die Argumente dafür zu haben, muss man es wissenschaftlich untersuchen. Man entscheidet doch nicht mit dem Bauch, ob eine Technologie einsetzbar ist oder nicht einsetzbar, sondern man muss sie technisch untersuchen, wissenschaftlich begleiten und damit auch der Industrie signalisieren, wir sind sehr wohl bereit, wissenschaftlich zu klären, ob’s geht. Aber ich bleibe davon überzeugt, dass es in Deutschland keine Anwendung finden wird. Auch das gehört, glaube ich, zur Wahrheit dazu.

Es würde die Wahrheit verfälschen, dieses Zitat allein, ohne die einleitenden Worte des Reporters zu bringen. „… was er zur Zukunft von Fracking in Schiefer sagt…“

Der Reporter schließt daraus, dass Lies sich „auf die Seite der Gegner geschlagen“ habe. Stimmt die Verallgemeinerung? Ist mit „Schiefergasfracking“ das Fracking generell gemeint?

Anfang Dezember gelangte ein anderes Zitat von Lies in die Öffentlichkeit. Die HAZ zitiert den amtierenden Obersten Bergmann im Lande so: „Für alle Frack-Vorhaben soll eine Umweltverträglichkeitsprüfung sowie ein öffentliches Beteiligungsverfahren zwingend vorgeschrieben werden.“

Zwingende Umweltverträglichkeitsprüfung mit Öffentlichkeitsbeteiligung für Frac-Vorhaben, wissenschaftlich begleitete, technische Frac-Studien: Deutlicher kann man nicht ausdrücken, dass Fracking in Niedersachsen auch weiterhin stattfinden soll. Mehr noch: Es soll auch technisch weiterentwickelt werden. Oder zumindest wissenschaftlich fundierte „Belege“ dafür entwickelt werden, dass Fracking „umweltverträglich und sicher“ machbar ist. In Schiefer wohl nicht, meint Lies, aber sonst schon.

Fracking (Kurzwort für Frakturieren von Gesteinen, z. B. mittels eingepressten Flüssigkeiten) wird eingesetzt, um eine Verbindung zwischen Bohrungen und Gesteinen zu schaffen, aber auch, um ganze Gesteinsformationen im Umkreis von bis zu mehreren hundert Metern aufzubrechen. Ersteres ist in den späten 1940er-Jahren erstmalig industriell eingesetzt worden, in Schleswig-Holstein einige Male ab den 1950ern und in Niedersachsen seit 1961. Das neue Fracking, bei dem der Untergrund meist mit horizontal verlaufenden Bohrungen und sehr großen Wassermengen und mit sehr hohen Drücken bis zu 1600 bar großflächig und systematisch aufgebrochen wird, wurde erst in jüngerer Zeit entwickelt. Dieses neuartige Fracking wird auch high volume hydraulic fracturing (HVHF) genannt. In den USA wird es seit 2005 im großen Stil eingesetzt, jetzt wollen die Unternehmen diese neue Technik auch in Europa einführen.

Während es in den USA inzwischen leidlich und leidige Erfahrungen mit HVHF in Schiefer gibt, liegen auf dem alten Kontinent, insbesondere in Deutschland keine nennenswerten Erfahrungen mit der Technik vor. Von den dem Landesbergamt in Hannover/Clausthal-Zellerfeld bekannten 326 Fracs in Niedersachsen seit 1961. Außer drei Frac-Versuchen in einer Bohrung Damme haben sämtliche in der Liste genannten Fracs in sog. tight gas-Lagerstätten stattgefunden. Aus diesen stammt der Großteil des in Deutschland geförderten Gases. Herr Lies als Wirtschaftsminister will diesen Wirtschaftsfaktor offenkundig erhalten und unterscheidet daher akribisch zwischen tight gas und Schiefergas.