Die Auseinandersetzungen um Fracking betrachten sie als „endlosen Krieg“. Und weil Umweltschützer ihre Profite gefährden, sind ihnen persönliche Diffamierungen, offensive Übernahmeversuche der Deutungshoheit und Unwahrheiten gerade recht: „Lieber hässlich gewinnen als in Schönheit untergehen“ lautet das Motto von Berman & Company, einer Lobby-Agentur der Öl- und Gasindustrie. Das brachte jetzt ein heimlicher Mitschnitt ans Licht, der der New York Times zugespielt wurde.
Am letzten Mittwoch brachte die New York Times einen Bericht über einen ganz speziellen Aspekt der Öl- und Gas-Lobby: Die Diffamierung von anti-Fracking-Aktivisten als Ersatz für Argumente, die es nicht geben kann. Anlass des Berichts war ein heimlicher Mitschnitt der Reden von Richard Berman und Jack Hubbard bei einem Treffen der „Western Energy Alliance“ (Energie-Industrie) im vergangenen Juni in Colorado. Man war unter sich und so plauderten diese beiden feinen Herren mal so richtig aus dem Nähkästchen: Wie sie mittels Tarnorganisationen und richtig viel Geld Kampagnen gegen profitgefährdende Aktivitäten fahren – gegen Gewerkschaften, Tierschützer etc. und eben auch gegen Fracking-Gegner im Allgemeinen, aber auch ganz persönlich. Ein Teilnehmer des Juni-Treffens hatte die Faxen dicke von dem verlogenen Eingreifen in die öffentliche Meinungsbildung dieser Demagogen und spielte der Times den Mitschnitt zu, die ihn hier veröffentlichte.
Einer der persönlich aufs Korn genommenen anti-Fracking-Aktivisten, Gary Wockner, hat sich auf EcoWatch zu der Sache geäußert:
Warum Dr. Evil anti-Fracking-Aktivisten als „Große Grüne Radikale“ angreift
Ich bin einer der Aktivisten, die Berman im Visier hat. Wenn Sie auf die Website gehen, die Berman in seiner Rede hervorgehoben hat – BigGreenRadicals.org – dann auf „Colorado“ klicken, dann auf „Gary Wockner“, dann sehen Sie Bermans Auftragsrufmord (nicht sehr sorgfältig oder detailliert). Ich befinde mich da in guter Gesellschaft, mein Kongressabgeordneter Jared Polis ist dabei, Yoko Ono, Mark Ruffalo und weitere Aktivisten aus Colorado, mit denen ich in den vergangenen Jahren zusammengearbeitet habe und worauf ich stolz bin.
Ein paar Größen aus der Umweltbewegung haben Berman und der Industrie inzwischen Vorhaltungen gemacht, wie sie ihre Attacken auf mich und andere richten. Nachdem die Times die Geschichte gebracht hatte, sagte der geschäftsführende Direktor des Sierra Club, Michael Brune: „Sie müssen wissen, Klimawandelleugner und die großen Umweltverschmutzer sind verzweifelt, wenn sie die abgelutschten, alten Taktiken der Tabakindustrie anwenden und sich damit retten wollen.“ Robert F. Kennedy Jr. nannte Berman auf Twitter einen „Öl-Reichspropagandaminister“
Bis die Website BigGreenRadicals.org im Jahr 2014 online ging, waren diese persönlichen Angriffe in Colorado schon Nachrichten von gestern. Die Industrie hatte ihre negativen Botschaften schon seit über einem Jahr in die Öffentlichkeit gedrückt und dabei Bermans Tarnorganisationen benutzt, besonders nachdem die Industrie vier lokale Abstimmungen in Fort Collins, Broomfield, Lafayette und Boulder im November 2013 verloren hatte, die Fracking entweder ganz oder mit einem langen Moratorium verboten hatten. Irgendwann im Vorfeld dieser Abstimmungen verteilten sie Türanhänger mit der erwähnten Rufmordkampagne gegen mich, inklusive meines Fotos, an tausenden Türen in Broomfield. Es funktionierte nicht, wir haben die Abstimmung trotzdem gewonnen.
Die Fracking-Kriege in Colorado sind heftig. Ich habe mich entschieden, ein öffentlich bekanntes Gesicht zu sein, Organisator von Kampagnen und Sprecher im Kampf gegen Fracking. Ich habe mich dazu entschieden, weil der Klimawandel real ist und weil er durch Öl- und Gasfracking verschlimmert wird und weil Fracking erhebliche negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit, Flora, Fauna, Landschaften, die Luft und das Wasser hat und sich außerdem negativ auf die Grundstücks- und Immobilienwerte in Colorado auswirkt. Darüber hinaus bin ich fest davon überzeugt, dass wir so schnell es geht zu den erneuerbaren Energien wechseln müssen, damit die schlimmsten Folgen des Klimawandels abgemildert oder vermieden werden können.
Herr Berman hat persönliche Attacken schon lange in seinem Werkzeugkoffer – 2007 wurde er von CBS in „60 Minutes“ als „Dr. Evil“ bezeichnet, weil er da zuletzt Gewerkschaften und Tierschützergruppierungen angegriffen hatte. Heute hat ihn die Öl- und Gasindustrie angeheuert, um Umweltschützer in Colorado unter Beschuss zu nehmen. Und so die Rolle der Industrie als Propagandamaschine hier zu verfestigen, die wem auch immer was auch immer sagen wird, nur um ihre kurzfristigen Profite zu maximieren, mit den Langzeitfolgen voll auf Kosten der Gesundheit von Mensch und Natur. Vielleicht ist das hier ein Kampf zwischen Gut und Böse und vielleicht haben sie hier den richtigen Mann angeheuert.
Warum attackieren sie Umweltschützer? Weil wir den Unterschied machen.
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Dieser Beitrag erschien zuerst auf gegen-gasbohren.de.