Der Energiekonzern Engie will die Ölproduktion in Hamburg verdoppeln und beginnt mit der Feldesentwicklung im Einflussbereich des ehemaligen Erdgasspeichers Reitbrook. Die ergiebigsten der schon vorhandenen Bohrlöcher sollen jetzt ermittelt werden. Aktuell befindet sich die Bohrung »R94«, in direkter Nachbarschaft zur Biogas-Anlage, im Fördertest. Ein auffälliger Miet-Container nimmt das geförderte Nassöl vorübergehend auf, weil die Bohrung noch nicht ans Netz der Feldesleitungen angeschlossen ist.
»Wenn sich die R94 als wirtschaftlich erweist, wollen wir sie ans Leitungsnetz anschließen. Das erfordert rund 60 Meter neue Leitung, eine Baumaßnahme von nur wenigen Tagen«, erklärte Engies Betriebsleiter Ralf Meyer.
Die Gase im ehemaligen Erdgasspeicher Reitbrook sind inzwischen fast vollständig ausgespeichert. Durch den lokal nachlassenden Druck in dem Porengestein verändern sich auch die Druckverhältnisse in der Erdöl-Lagerstätte über dem Salzstock Reitbrook.
Die Theorie ist, dass dadurch die bekannten bzw. noch vermuteten Erdöl-Reserven vom Tiefenwasser hochgedrückt werden – in die Förderhorizonte der 60 bis 70 derzeit noch offenen Erdöl-Bohrungen. 15 bis 20 von ihnen sollen letztendlich in Förderung gehen bzw. bleiben, der Rest soll verfüllt und die Betriebsplätze zurückgebaut werden.
Welche die zukünftig aktiven Bohrungen sein sollen, wird mit den jetzt stattfindenden Fördertests im Rahmen der Feldesentwicklung ermittelt. »Wir wissen ja noch nicht, wohin genau das Öl im Untergrund fließt, weil sich die Druckverhältnisse verändern«, sagte Betriebsleiter Meyer. »Es kann also durchaus sein, dass der blaue Container demnächst noch anderswo im Erdölfeld Reitbrook zu sehen sein wird.«
Foto: Bohrung Reitbrook 94 im Fördertest (Aufnahme vom 30.1.17)
Die Bohrung Reitbrook 94 (im Zentrum dieses Kartenausschnitts) ist eine der über 345 Tiefbohrungen in diese Lagerstätte. Sie wurde im Januar 1941 niedergebracht und endet bei gut 680 Metern u. NN in der Oberkreide.