Sie nennen sich »Friends of the Harmed« – Freunde der Beeinträchtigten – und sind selbst beeinträchtigt. Fracking und die Öl- und Gasproduktion in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft haben ihre Gesundheit, ihr Land, ihre Existenzgrundlagen zerstört. Jetzt haben sie, die aus mehreren Öl- und Gasbohr-Gebieten in verschiedenen US-Bundesstaaten stammen, einen dringlichen Brief an Präsident Obama geschrieben. Das hat Food & Water Watch gestern berichtet.
Mit ihrem Brief prangern sie die zerstörischen Folgen des Frackings und des Gasbohrens an. Sie beklagen, dass die Umweltschutzbehörden – statt die Umwelt und die darin leben zu schützen – versagt haben, weil sie das Gasbohren und die dazugehörige Infrastruktur in einer Weise zugelassen haben, die großen Schaden angerichtet hat. Der Brief enthält unzählige Kurzberichte von Betroffenen, die das Ausmaß der Katastrophe greifbar machen.
Zum Beispiel Georgann und Gary Baumgardner aus Finleyville, Washington County, Pennsylvanien. Sie schreiben: »Fracking und Gassonden befinden sich etwa 150 Meter von unserem Haus entfernt. Immer wieder stinkt es und es gibt ein konstantes Vibrieren, das wir fühlen konnten, wenn wir im Bett lagen. Deswegen mussten wir ungefähr vier Monate ausziehen. Keiner einzigen unserer Beschwerden wurde jemals nachgegangen. Unsere städtischen Beamten haben finanziell von dieser Industrie profitiert und nannten uns Lügner. Wir hatten einen Polizeibeamten zu uns nach Hause gerufen, morgens um halb Vier Uhr, wegen Krach, Gestank und Vibrationen. Er fand, dass kein normaler Mensch in diesem Haus schlafen könnte.«
Die Verfasser des Briefes an Obama bitten nun darum, dass Mitarbeiter der Umweltschutzbehörden sich endlich ein Bild vor Ort machen sollen und aus eigener Anschauung erfahren, wie sich Fracking und Gasbohren anfühlen und welches Schicksal die betroffenen Menschen dadurch erlitten haben.
In Deutschland soll Fracking teilweise verboten werden. Kommerzielles Fracking und Gasbohren in Schiefergestein sollen die nächsten paar Jahre, bis 2021, nicht stattfinden. Fracking und Gasbohren in anderen Gesteinen, wie zum Beispiel im norddeutschen Sandstein, soll dagegen weiterhin passieren. Mit Düste Z10 und Bötersen Z11 sowie zahlreichen älteren Bohrungen, die »nachgefrackt« werden sollen, könnte Fracking jetzt in Deutschland wieder volle Fahrt aufnehmen – mit allen Folgen, die die Gasindustrie und ihre Handlanger in Politik und Verwaltung den betroffenen Regionen und dem Klima, wie schon in der Vergangenheit, damit aufbürden. Sollte der öl- bzw. gashaltige Schiefer in Deutschland in einigen Jahren ausgebeutet werden – wonach die Gasindustrie offensichtlich lechzt -, dann könnte das laut dem neuesten Gutachten des Umweltbundesamtes bis zu 18.000 neue Bohrungen und damit ein ungeheuer gestiegenes Risiko bedeuten.