Das Post Carbon Institute hatte eine neue Analyse bei dem Geowissenschaftler J. David Hughes in Auftrag gegeben und diese jetzt veröffentlicht – „Drilling Deeper“. Seine Analyse stellt die Prognosen über gewinnbares unkonventionelles Erdöl und Erdgas in Frage, die von Fracking-Befürwortern als Wahrheit proklamiert werden. In dem mit 315 Seiten sehr umfangreichen Bericht stellt Hughes die Ergebnisse seiner detaillierten Berechnungen vor. Diese zeigen: Die bisherigen Prognosen der US-Energiebehörde sind, trotz der unlängst erfolgten, massiven Korrektur nach unten, immer noch viel zu optimistisch – sowohl, was die gewinnbaren Mengen an Öl und Gas angeht, als auch, was die Frage angeht, die lange diese Vorräte noch hinreichen. Das Post Carbon Institute schlussfolgert: Die Zukunft des Fracking ist nicht annähernd so strahlend, wie die Vortänzer aus der Industrie uns das glauben machen wollen.
Zusammenfassung des Inhalts:
„Drilling Deeper“ analysiert die zwölf Verbünde (plays) von Schieferlagerstätten, deren Produktion 82 % des tight-Öls und 88 % des tight-Gases in der Prognose des U.S. Department of Energy’s Energy Information Administration (EIA) ausmachen. Dieser Analyse liegen sämtliche verfügbaren Produktionsdaten aus den untersuchten plays zu Grunde; historische Produktionsdaten, Rückgänge der Produktionsraten von Bohrungen und Feldern, verfügbare Bohrlokationen und Qualitätstrends für jedes einzelne play sowie für Bezirke in den plays.
Anschließend werden, auf der Grundlage von der vorausgesagten Anzahl neuer Bohrungen (und, implizit, Investitionen von Kapital), zukünftige Produktionsraten projeziert. Es stellt sich heraus, dass die Produktion von tight-Öl (Schieferöl) und Schiefergas mittel- und langfristig nicht nachhaltig in der Höhe aufrecht erhalten werden, wie sie die EIA überoptimistisch prognostiziert.
Diese Analyse zeigt, dass die tight-Öl-Produktion aus den großen plays vor 2020 ihren Höhepunkt erreicht haben wird. Wenn keine neuen plays in der Größenordnung wie Bakken oder Eagle Ford dazu kommen, wird die Produktion bis 2040 weit hinter der Prognose der EIA zurückbleiben. Die tight-Öl-Produktion der beiden großen plays – Bakken und Eagle Ford – wird von 2013 bis 2040 um 28 % hinter der Menge zurückbleiben, die die EIA prognostiziert. Bis 2040 werden die Produktionsraten von Bakken und Eagle Ford weniger als ein Zehntel dessen betragen, was die EIA als Erwartung definiert. Die tight-Öl-Prognosen für andere plays sind hochgradig optimistisch und es ist unwahrscheinlich, dass diese Prognosen mittel- und langfristig erreicht werden.
Auch die Schiefergas-Produktion aus den sieben besten plays wird sehr wahrscheinlich bereits vor 2020 ihren Höhepunkt überschreiten. Wenn keine neuen plays von der Größe des Marcellus-Feldes hinzukommen, dann wird die Produktion weit unter dem liegen, was die EIA bis 2040 voraussagt. Die Schiefergas-Produktion der sieben Top-plays dürfte die EIA-Prognose von 2014 bis 2040 um 39 % verfehlen. Ebenso dürfte mehr von der erwarteten Produktion im Vorfeld verteilt werden, als es die EIA voraussieht. Bis 2040 wird die Produktion dieser plays etwa ein Drittel unter der EIA-Prognose liegen. Die Produktion aus anderen als den sieben besten Schiefergas-plays müsste gegenüber der EIA-Schätzung vervierfacht werden, damit die Gesamtschätzung der EIA zutrifft.
Kurzfristig wird sowohl die Schiefergas- als auch die tight-Öl-Produktion in den USA als robust angesehen. Die gründliche Analyse der verfügbaren Daten zeigt allerdings auch, dass dieser Zustand nicht sehr lange anhalten wird. Diese Ergebnisse tragen eine klare Botschaft hinsichtlich der mittel- und langfristigen Versorgung in sich und wirken damit auf nationale wie auf globale energiepolitische Diskussionen ein, in denen bislang allgemein davon ausgegangen wird, dass Öl und Gas aus den USA noch für mehrere Jahrzehnte im Überfluss verfügbar seien.