GdF Suez E&P Deutschland will den Erdgasspeicher Reitbrook kaufen
Wie der Ölkonzern Gas de France Suez gestern mitteilte, soll das Erdölfeld »Reitbrook Alt« wieder Erdöl fördern. Bisher betreibt dort die GdF Suez-Tochter storengy Deutschland GmbH den Erdgasspeicher Reitbrook. Die beiden Unternehmen haben am 31.10.2014 einen entsprechenden Kaufvertrag unterzeichnet. Die zuständige Bergbehörde muss dem Deal noch zustimmen, damit er zu Stande kommt.
GdF Suez ist bereits Eigentümer des benachbarten Erdöl-Gewinnungsfeldes »Reitbrook West«. Der Kauf von »Reitbrook Alt« solle der Wiederaufnahme der Förderung der in Reitbrook verbleibenden Ölreserven sein, teilte das Unternehmen mit. In Hamburgs Oberster Bergbehörde liegt noch kein Antrag auf Zustimmung zum geplanten Besitzerwechsel oder zur Wiederaufnahme der Erdölförderung in »Reitbrook Alt« vor, sagte deren Mitarbeiter Karim-Tarik Hammou auf Nachfrage.
Die GdF-Tochter storengy hatte den Gasspeicher erst vor knapp vier Jahren erworben. Jetzt soll er stillgelegt werden, wie energate berichtet. Der Erdgasspeicher Reitbrook hat ein Arbeitsvolumen von 350 Millionen Kubikmetern Erdgas. Seine Bedeutung für die Versorgungssicherheit mit Erdgas ist bislang nicht beziffert; einen Rechtsrahmen für Gasspeicher zu entwickeln, der deren strategische Bedeutung für die Versorgungssicherheit anerkennt, will die EU-Kommission in Kürze im Rahmen einer neuen »Prävention und Minderung der Risiken von Gasversorgungsstörungen« erst noch in Angriff nehmen.
Das Erdölfeld »Reitbrook Alt« befindet sich überwiegend auf der Kuppe des Salzstocks Reitbrook. Die Lagerstätte liegt in 700 – 800 Metern Tiefe (Reitbrooker Schichten) und wurde 1937 entdeckt. Das Gestein hat eine relativ geringe mittlere Durchlässigkeit von 1 bis 2 Millidarcy. Dass in den ersten sechs Jahren nach der Entdeckung des Feldes dennoch fast 1 Million Tonnen Erdöl gewonnen werden konnten, liegt daran, dass die Gesteinsschicht stark zerklüftet ist und zahlreiche Risse aufweist – eine Folge der Aufwärtsbewegung des Salzstockes.
Aus den damaligen Förderraten wird abgeleitet, dass sich rund 36 Millionen Tonnen Erdöl in dieser Lagerstätte befunden haben müssen. Bis die Förderraten Anfang 1973 soweit zurückgegangen waren, dass eine weitere Förderung unwirtschaftlich wurde, waren insgesamt 2,3 Millionen Tonnen Erdöl gefördert worden. Theoretisch liegen also noch weit über 30 Millionen Tonnen des Bodenschatzes in der Hamburger Elbmarsch. Wieviel davon gewinnbar sind, ist nicht klar, aber GdF Suez hofft, in seinem neuen Feld 20 Tausend Tonnen jährlich fördern zu können und damit die Hamburger Ölproduktion zu verdoppeln.
Dass dabei Techniken zum Einsatz kommen müssten, wie es sie vor 40 Jahren noch nicht gab, liegt nahe. Diese so genannten tertiären Techniken sind prinzipiell genauso (un)sicher wie Fracking. Auch bei tertiären Förderungmethoden kommt es immer wieder zu Umweltschäden, wie z. B. in Georgsdorf im Emsland.
Umweltschützer kritisieren zudem, dass eine forcierte Erdölförderung der beschlossenen Energiewende zuwiderläuft. Insbesondere vor der mittlerweile besorgniserregenden Klimaerwärmung ist eine Ausweitung der Gewinnung von Kohlenwasserstoffen (Erdöl/Erdgas) nicht mehr zu verantworten.