Bohrungen nach Öl, Gas und Erdwärme in Deutschland
in Deutschland einschließlich Nord- und Ostsee können im Kohlenwasserstoff-Fachinformationssystem (KW-FIS) des LBEG recherchiert werden.
Direktlink zur Karte: http://nibis.lbeg.de/cardomap3/?TH=BOHRKW
CCS steht für Carbon Capture and Storage und bedeutet den verzweifelten Versuch, den CO2-Ausstoß aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe zu vermindern und klimaschädliche Projekte wie z. B. das Steinkohlekraftwerk Moorburg als umweltverträglich zu verkaufen. Bei dem CCS-Verfahren soll ein Teil des ansonsten in die Atmosphäre entweichenden Kohlendioxids (carbon) aufgefangen (capture) und unterirdisch abgelagert (storage) werden. Die Methode ist experimentell und kann ungeahnte, negative Folgen haben wie hier in Algerien. Mehrere deutsche Bundesländer haben CCS verboten. Gelegentlich wird abgeschiedenes CO2 im Bergbau bei der Gewinnung von Erdöl und Erdgas benutzt.
Engler-Urteil: Mit »Engler-Urteil« wird ein Urteil des BGH bezeichnet, nach dem der Beamte Dr. Engler (damals Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLfU)) wegen einer strafbaren abfallrechtlichen Stellungnahme als Mittäter an einer Umweltstraftat nach § 326 StGB rechtskräftig verurteilt wurde. Konkret hatte der Beamte die Unterbringung von Sondermüll auf einer Hausmülldeponie rechtswidrig befürwortet.
BGH 2 StR 321/93 – Urteil vom 3. November 1993 (LG Darmstadt)
Leitsätze
1. Ein Amtsträger, der vorsätzlich eine materiell fehlerhafte Genehmigung zur Umlagerung von Abfällen einer Sonderabfalldeponie auf eine Hausmüllbeseitigungsanlage erteilt, kann, wenn der Genehmigungsempfänger die Umlagerung vornimmt, sowohl Mittäter als auch mittelbarer Täter einer umweltgefährdenden Abfallbeseitigung nach § 326 Abs. 1 StGB sein. (BGHSt)
2. Dasselbe gilt für den Bediensteten einer am Genehmigungsverfahren beteiligten Fachbehörde, der durch eine falsche Stellungnahme gegenüber der zuständigen Behörde die Genehmigung herbeigeführt. (BGHSt)
s. a. Astrid Nungeßer, Wer wollte denn hier von Bestechung reden? In: Zeitung für Darmstadt Nr. 41, 15.1.1993, Seite 8.
Flowback: s. Lagerstättenwasser
Fracking: Kurzwort für Hydraulic Fracturing, dt. Hydraulisches Frakturieren. Beim Fracking werden Areale in Lagerstätten aufgebrochen (gefrackt), indem eine Mischung aus Wasser, Sand oder Keramikkügelchen (proppant) und einem Chemikalien-Cocktail unter sehr hohem Druck in die Gesteinsschicht gepresst wird. Das Gestein soll daruch aufbrechen und das proppant die entstandenen Risse offenhalten, sodass Erdöl bzw. Erdgas dem Bohrloch zufließen können.
Fracking, Synonyme für: Bohrlochstimulation, Stimulierung, Anschließen des Bohrlochs (gelegentlich), Kluftoptimierung, Channeling
Frackbohrungen, Anzahl der F. in Norddeutschland
Per 09/2014 hat das LBEG in seinem Zuständigkeitsgebiet lt. eigener Mitteilung gezählt:
327 Fracks in Niedersachsen (324 Erdgas, 3 Erdwärme; seit 1961)
27 Fracks in Schleswig-Holstein (Erdöl; seit 1955)
2011 ging das LBEG lt. einer Pressemeldung noch von rund 100 Fracks aus; den Beginn des Fracking in Niedersachsen gab sein Bergdirektor Klaus Söntgerath damals noch mit 1977 an. Das Aktenstudium, das man im LBEG sehr liebt, förderte bis Februar 2013 141 Fracks in Niedersachsen zu Tage; im Juli 2014 war man mit der Zählung bei 327 Fracks in Niedersachsen angelangt.
Es fehlen in der jüngsten »Frac-Liste« 7 weitere, aus der Literatur bekannte Frack-Bohrungen in Niedersachsen (Alfeld-Elze Z4 (1975); Goldenstedt Z5 (1977); Hamburger Sand Z1 (1980); Hildesheimer Wald Z1 (o. J.); Leybucht (o. J.); Varnhorn ? (1979); Wittorf Z1 (um 1983))
In Schleswig-Holstein haben lt. Zeitzeugen nicht 27, sondern 37 Fracks stattgefunden.
Lagerstättenwasser
Schon bei der sog. konventionellen Förderung kommt strenggenommen kein Lagerstättenwasser, sondern sog. Produktionswasser mit hoch. Das BMUB definiert dieses Wasser so:
„Das in Erdgaslagerstätten vorhandene Lagerstättenwasser ist vielfach hochsalinar und enthält die Erdalkalielemente Radium, Barium und Strontium in verglichen mit Süßwässern deutlich höheren Konzentrationen.
Dieses Lagerstättenwasser wird bei der konventionellen Förderung von Erdgas mitgefördert. Dabei wird es durch Kondenswasser aus dem Gasstrom verdünnt und es kommt außerdem zur Ausfällung von Salzen. Das Übertage anfallende Produktionswasser ist deshalb mit dem Lagerstättenwasser nicht identisch.“
Niemand weiß, wie sich die Chemikalien verhalten, die a) mit dem Bohrvorgang und b) mit Frac-Fluiden in den Untergrund bzw. die Lagerstätte gelangen und was dann tatsächlich als Flowback
zurück an die Oberfläche kommen.
Die Gas-Industrie scheint nicht alles, was an Flüssigmüll hochkommt, unbesehen ins nächste Erdloch zu verpressen: Lt. Auskunft von ExxonMobil (2013) wird Flowback nicht in den Untergrund verpresst, weil das gebrochene Gel die Permeabilitäten der Versenkhorizonte verlegen, sprich: die Gesteinsgängigkeit rund um die Einpressstelle verstopfen und diese unbrauchbar machen würde
LBEG: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Sitz in Hannover/Clausthal-Zellerfeld. Obere Bergbehörde für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg
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Einige willkürliche Beispiele für das Verwaltungshandeln des LBEG
- Ein Hauptbetriebsplan kann durchaus einen Sonderbetriebsplan überflüssig machen, wie hier im Fall einer Bohrlochbehandlung mit Säure.
- Den Einsatz von giftigen, im Bergbau nicht zugelassenen Chemikalien beim Fracking hat das LBEG ungeprüft zugelassen.
MELUR: Ministerium für Enerergiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein
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Methan: Eine Kohlenwasserstoff-Verbindung und damit fossiler Brennstoff. Begehrter Bestandteil von Erdgas. Verbrennt zu Kohlendioxid und Wasser. Unverbrannt ist M. ein Treibhausgas, dessen Potential über einen Zeitraum von 100 Jahren 28 mal höher ist als das von Kohlendioxid (Myhre G et al. 2013). Damit heizt sowohl unverbranntes als auch verbranntes Methan die Klimakatastrophe an und sollte möglichst vermieden werden.
Methan, biogenes: Auch als Sumpfgas bekannt. Entsteht als Stoffwechselprodukt (»Verdauung«) von Organismen. Häufig zu beobachten: Methanbläschen an der Oberfläche von langsam fließenden oder Stillgewässern.
Ein Forschungsergebnis, publiziert im Mai 2015, legt die Vermutung nahe, dass die Produktion von biogenem Methan auch direkt durch Tiefbohrung und Fracking getriggert werden und dass das Fracking-Fluid Methanogene (in der Lagerstätte lebende Archaeen) und damit ihren Methanausstoß stimulieren könnte. (Quelle: Tucker YT et al., Methanogenic Archaea in Marcellus Shale: A Possible Mechanism for Enhanced Gas Recovery in Unconventional Shale Resources. Environ Sci Technol. 2015 May 15.)
Nachweisdaten/Fachdaten
Merkblatt über den Zugang zu Daten der deutschen Erdöl- und Erdgas-Industrie im LBEG (PDF, 1,08 MB)
Information about access to data of the German Oil and Gas Industry at LBEG (PDF, 1,10 MB)
Unkonventionelles Erdöl/Erdgas
Der Begriff »unkonventionell« bezieht sich im Grunde auf den Lagerstättentyp und nicht auf den Rohstoff.
Im Kohlenwasserstoff-Bergbau bezeichnet der Begriff »konventionell« nach wissenschaftlicher Definition solche Lagerstätten, aus denen der Rohstoff – Erdöl und/oder Erdgas – ohne besonderen technischen Aufwand (wie z. B. Fracking) dem Bohrloch zuströmt und gefördert werden kann.
Als »unkonventionell« werden demnach solche Lagerstätten bezeichnet, die erst einer wie auch immer gearteten »Stimulation« – z. B. Fracking – bedürfen, damit der enthaltene Rohstoff überhaupt gefördert werden kann.
Produktionswasser: s. Lagerstättenwasser
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