Die Bürgerinitiative für ein lebenswertes Korbach (BI) hat sich von einem losen Bündnis in einen eingetragenen Verein umgewandelt und die steuerliche Gemeinnützigkeit erlangt. Mit der Vereinsgründung ging auch eine Namensänderung einher. Der neue Verein heißt jetzt „BI lebenswertes Korbach e.V.“.
Auf der Gründungsversammlung wählten die Mitglieder ihren Vorstand. 1. Vorsitzender ist Harald Rücker, seine Stellvertreterin ist Dr. Julia Günther-Pusch. Als Kassierer wurde Gerhardt Wagner gewählt und den Posten des Beisitzers übernimmt Andy Gheorghiu. Den Vorstand unterstützt die Schriftführerin Bettina Jüttner.
„Die Aktivitäten und Themen nahmen in den letzten Jahren immer mehr zu, so dass wir uns gezwungen sahen, klare Strukturen zu schaffen und die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen“, sagt der 1. Vorsitzende Harald Rücker. „Daneben verursacht die fundierte Arbeit auf nationaler, europäischer und globaler Ebene auch einige Kosten, die nur durch Spenden kompensiert werden können. Dafür haben wir jetzt als gemeinnütziger Verein die Möglichkeit, steuerlich absetzbare Spendenquittungen auszustellen“, so Kassierer Gerhardt Wagner.
Die BI für ein lebenswertes Korbach gründete sich Ende 2005 als loser Zusammenschluss von fachkundigen und engagierten Bürgern, im Zuge der Planungen für die Korbacher Müllverbrennungsanlage (MVA). Die BI war nie gegen die Müllverbrennung per se, sondern kämpfte gegen die Verwirklichung in einem Wasserschutzgebiet, deren Ansiedlung eigentlich per Gesetz verboten ist, sowie für bestmögliche Abgasfilter. Bei der fünftägigen öffentlichen Anhörung lieferten sich die BI-Mitglieder zeitweilig intensive Auseinandersetzungen mit den Vertretern der Genehmigungsbehörde sowie des Antragstellers MVV und gingen etappenweise zur Überraschung der Beobachter als Sieger hervor. Durch die sachlichen Einwendungen der BI musste der Betreiber MVV weitere Sicherheitsmaßnahmen durchführen. Die BI fordert nach wie vor eine Verbesserung der einfachen Filteranlage, ebenso wie eine Kontrolle des angelieferten Brennstoffs auf Radioaktivität.
Darüber hinaus setzt sich die BI für eine Luftuntersuchung in Korbach ein. Im Laufe des Erörterungsverfahrens für die MVA tauchten Daten des Kreis-Gesundheitsamtes über erhöhte Atemwegserkrankungen von Schulkindern auf. Daraufhin gab es seitens der Stadt Korbach und des Landkreises zahlreiche Gutachten und Gegengutachten, jedoch blieben auch nach der letzten Bewertung der Uni Kiel noch viele Fragenzeichen bestehen. Das Fazit des Gutachtens der Uni Kiel ist, dass nur eine Luftmessung Klarheit darüber bringen wird, ob die Luft in Korbach mehr als anderswo mit Schadstoffen belastet ist.
„Die in Korbach ansässige Schwerindustrie hat über 100 Jahre alle Produktionsdämpfe ohne Filter in die Umwelt geblasen – ob das, neben dem stetig zunehmenden Verkehr und durch zunehmende Ansiedlung von großen Logistikstandorten, zu einer erhöhten Schadstoffbelastung der Luft führt, kann nur eine mindestens 12 Monate laufende Luftuntersuchung zeigen“, folgert die 2. Vorsitzende Dr. Julia Günther-Pusch.
Zusätzlich zum erwähnten Engagement gegen Standort und ungenügendem Filter der Müllverbrennungsanlage, einte der Anti-Atom-Kampf von Anfang an die Mitglieder der BI. Vor etwa zwei Jahren kam dann das große Thema Fracking hinzu, welches alle Menschen in Waldeck-Frankenberg und darüber hinaus unmittelbar berührte. Die BNK Deutschland GmbH stellte für ein großes Gebiet in Nordhessen einen Antrag zur Aufsuchung von im Gestein eingeschlossenem Gas, das nur durch die umweltgefährdende Fracking-Technik gefördert werden könnte.
Hier bildete die BI lebenswertes Korbach in enger Zusammenarbeit mit der BI Fracking freies Hessen eine Kooperation, beriet die politischen Entscheidungsträger in Sach- und Rechtsfragen, betrieb Öffentlichkeitsarbeit, war Mitorganisator von Demonstrationen und führte Informationsveranstaltungen durch.
Im Mai 2013 organisierte die BI Korbach das bundesweite Strategietreffen, an dem 25 deutsche Anti-Fracking-Organisationen und Food & Water Europe in Korbach teilnahmen. Bei diesem Treffen wurde die Korbacher Resolution beschlossen, in der die Forderungen an die Politik klar formuliert sind. Diese Resolution wurde bis dato von 216 Organisationen, Kommunen, Parteien usw. unterstützt und ist mittlerweile auch EU-weit der Forderungskatalog, der eine der größten Umweltbewegungen des 21sten Jahrhunderts eint.
Auch auf Grund der Sach- und Facharbeit der BI Korbach hat das Land Hessen in 2013 wegweisend, unter der Regie der damaligen Umweltministerin Lucia Puttrich, als einziges Bundesland in Deutschland eine Aufsuchungserlaubnis für ein Fracking-Vorhaben versagt.
Fracking ist noch lange nicht vom Tisch
Entgegen der landläufigen Meinung, ist das Thema Fracking bei uns noch lange nicht vom Tisch. Die Firma BNK klagt gegen die Versagung der Aufsuchungserlaubnis. Außerdem ist durch die geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und USA/Kanada eine neue Bedrohung hinzugekommen. „Durch die Freihandelsabkommen zwischen der EU, den USA und Kanada besteht die Gefahr, dass über diesen Weg das bisher versagte Fracking in unserer Region doch noch erlaubt würde“, so der Rechtsexperte der BI, Andy Gheorghiu.
Daher kämpft die BI mittlerweile national und auch international für die Bewahrung der Umwelt und die Umsetzung der Energiewende. In der letzten Zeit haben Mitglieder der BI mehrere Vorträge gehalten und an internationalen Foren teilgenommen. Nordhessen und Korbach sind durch diese Arbeit in ganz Europa längst zum Synonym für profunde Umweltschutzarbeit und einen Einsatz für die Energiewende geworden.
Die BI lebenswertes Korbach e.V. bittet daher um Spenden, um die wichtige Arbeit weiterführen zu können und freut sich über neue aktive und passive Mitglieder.
Mitgliedsanträge findet man unter lebenswertes-korbach.org