Deutlich mehr Gesundheitsschäden an Gasbohrungen

fracking proximity related diseases and ailments
Epidemiologische Ergebnisse zur Inzidenz verschiedener Erkrankungen im Umkreis von gefrackten Erdöl-/Erdgasbohrungen in Pennsylvania, USA
Noch ist wenig Konkretes über die Auswirkungen der unkonventionellen Erdgasförderung – „Fracking“ – auf Umwelt und menschliche Gesundheit bekannt. Die jetzt erschienene Publikation von Rabinowitz et al. weist erneut einen kausalen Zusammenhang zwischen der Erdgasproduktion und Erkrankungsraten nach.

Die einschlägige Literaturdatenbank „PSE Study Citation Database“ zeigt erst 403 Publikationen auf, die sich mit diesen zwei wichtigen Aspekten der Öl- und Gasförderung beschäftigen. Nur 15 dieser 403 Publikationen berichten originäre Forschungsergebnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Industrie – einem Gebiet, auf dem ohnehin erst 2011 begonnen wurde, systematisch zu forschen. 13 dieser Arbeiten berichten von negativen Auswirkungen der Gasproduktion auf die Gesundheit; nur 2 Arbeiten hatten keine negativen Auswirkungen gefunden.

Am 1. Januar 2015 erschien eine weitere Originalarbeit zu diesem noch wenig erforschten Gebiet. Diese erhärtet die Annahme erneut, dass die Gasproduktion u. a. mit Fracking gesundheitsschädlich sein kann.

In einem Gebiet, in dem aktuell Erdgas gefördert wird, hatte ein interdisziplinäres Forscherteam mehrerer Universitäten in den USA um den bekannten Experten Peter M. Rabinowitz von der Yale Universität 492 Personen befragt, die in 180 zufällig ausgewählten Haushalten wohnten und die ihr Trink- und Brauchwasser aus eigenen Brunnen gewannen. Der Abstand der Haushalte zur nächstgelegenen Erdgasbohrung wurde mit der Anzahl der betroffenen Personen und der Häufigkeit der berichteten Krankheitssymptome an der Haut, den Atemwegen, im Magen-Darm-Trakt, im Herz-Kreislaufsystem und am Nervensystem in Beziehung gesetzt.

Die Häufigkeit der berichteten Krankheitssymptome war bei den Anwohnern, die bis zu 1 Kilometer von einer Erdgasbohrung entfernt wohnten, signifikant höher als bei jenen, die weiter als 2 Kilometer entfernt wohnten (Signifikanzniveau: p = 0.0002). In einem Modell, in dem Alter, Geschlecht, Bildungsgrade im jeweiligen Haushalt, Rauchen, Umweltbewusstsein, Art der Beschäftigung und Haustiere berücksichtigt wurden, waren Symptome an der Haut signifikant erhöht (Signifikanzniveau: p = 0.01). Etwa 4 von 10 Personen, die im Umkreis von 1 Kilometer von Gasbohrungen lebten, litten an Erkrankungen der oberen Atemwege; dasselbe traf zu auf ca. 3 von 10 Personen mit einem Wohnort zwischen 1 und 2 Kilometer Abstand und knapp 2 von 10 Personen mit einem Wohnort mehr als 2 Kilometer von einer Erdgasbohrung entfernt (Signifikanzniveau: p = 0.01). Keine Korrelation wurde zwischen anderen Atemwegserkrankungen sowie neurologischen, kardiovaskulären oder gastrointestinalen Erkrankungen gefunden.

Die Studienautoren halten diese Ergebnisse für geeignet, die Hypothese aufzustellen, dass die Nähe des Wohnorts zu Erdgasbohrungen einen Einfluss auf die Entstehung bestimmter Erkrankungen haben kann. Die weitere Erforschung dieser Zusammenhänge sei erforderlich, so die Forscher, einschließlich der Rolle, die der Kontakt mit dem Grundwasser und der Luft spielen könnte.

Originalarbeit:
Rabinowitz PM, Slizovskiy IB, Lamers V, Trufan SJ, Holford TR, Dziura JD, Peduzzi PN, Kane MJ, Reif JS, Weiss TR, Stowe MH. 2015.
Proximity to natural gas wells and reported health status: results of a household survey in Washington County, Pennsylvania.
Environ Health Perspect 123:21–26; http://dx.doi.org/10.1289/ehp.1307732

Background: Little is known about the environmental and public health impact of unconventional natural gas extraction activities, including hydraulic fracturing, that occur near residential areas.

Objectives: Our aim was to assess the relationship between household proximity to natural gas wells and reported health symptoms.

Methods: We conducted a hypothesis-generating health symptom survey of 492 persons in 180 randomly selected households with ground-fed wells in an area of active natural gas drilling. Gas well proximity for each household was compared with the prevalence and frequency of reported dermal, respiratory, gastrointestinal, cardiovascular, and neurological symptoms.

Results: The number of reported health symptoms per person was higher among residents living < 1 km (mean ± SD, 3.27 ± 3.72) compared with > 2 km from the nearest gas well (mean ± SD, 1.60 ± 2.14; p = 0.0002). In a model that adjusted for age, sex, household education, smoking, awareness of environmental risk, work type, and animals in house, reported skin conditions were more common in households < 1 km compared with > 2 km from the nearest gas well (odds ratio = 4.1; 95% CI: 1.4, 12.3; p = 0.01). Upper respiratory symptoms were also more frequently reported in persons living in households < 1 km from gas wells (39%) compared with households 1–2 km or > 2 km from the nearest well (31 and 18%, respectively) (p = 0.004). No equivalent correlation was found between well proximity and other reported groups of respiratory, neurological, cardiovascular, or gastrointestinal conditions.

Conclusion: Although these results should be viewed as hypothesis generating, and the population studied was limited to households with a ground-fed water supply, proximity of natural gas wells may be associated with the prevalence of health symptoms including dermal and respiratory conditions in residents living near natural gas extraction activities. Further study of these associations, including the role of specific air and water exposures, is warranted.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf gegen-gasbohren.de