Je mehr Erdgasbohrungen im Umfeld, desto höher ist das Risiko für so schwere Erkrankungen unter den Anwohnern, dass diese ins Krankenhaus gehen müssen. Das ist das Ergebnis einer weiteren epidemiologischen Untersuchung, die Forscher in Pennsylvania, USA, durchgeführt haben. Professor Trevor M. Penning, Pharmakologe und Direktor des University of Pennsylvania’s Center of Excellence in Environmental Toxicology, fasst die Ergebnisse zusammen:
Unsere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass eine zunehmende Anzahl von Bohrungen über die Zeit signifikant mit einer zunehmenden Anzahl von Hospitalisierungen zusammenhängt.
Die Studie ist noch nicht veröffentlicht, wurde aber am 2. Oktober schon in einem Hearing der Stadt Wilkes-Barre, PA, vorgestellt. Penning berichtete von der Auswertung von Krankenhausakten in den Bezirken Bradford und Susquehanna. Die Daten wurden mit der Zunahme von Bohrungen in diesen Gebieten verglichen. Daten zu Krankenhausaufenthalten aus Wayne County, wo keine Gasförderung stattfindet, dienten als Vergleichsgruppe. Zu den beobachteten, einzelnen Erkrankungstypen wollte Penning noch keine Aussage mache, da sich die Veröffentlichung noch im Peer-Review-Prozess befindet. Anschließend werden die Ergebnisse öffentlich gemacht, sagte Penning.
Die Ärztin Dr. Ruth McDermott-Levy, Direktorin des Center for Global and Public Health at the Villanova University College of Nursing, erklärte bei dem Hearing, dass bestimmte Schadstoffe mit bestimmten Erkrankungen verbunden sind. Sie betonte, dass Ärzte die chemische Zusammensetzung der Flüssigkeiten erfahren müssen, die beim Niederbringen von Bohrungen und beim Fracking eingesetzt werden.
In der Vergangenheit hat es schon mehrere wissenschaftliche Untersuchungen gegeben, die dem Verdacht nachgegangen sind, dass die Öl- und Gasgewinnung – mit oder ohne Fracking – negative Folgen für die menschliche Gesundheit hat. 250 Angehörige von Heilberufen hatten unlängst ein Kompedium der bisher verfügbaren medizinisch-wissenschaftlichen Befunde zusammengetragen, die die Risiken und tatsächlich eingetretene Gesundheitsschäden durch Fracking und das Gasbohren betreffen.
Auch die „Botheler Krebsstudie“, die eine um 100 % erhöhte Leukämie- bzw. Lymphomrate bei Männern auf dem Gebiet der Samtgemeinde Bothel, Landkreis Rotenburg/Wümme, ans Licht brachte, lässt den Verdacht aufkommen, dass diese Krebsraten mit der Erdgasproduktion zusammenhängen könnten. Funde von Umweltgiften in der jüngeren Vergangenheit, wie Quecksilber und Benzol, nähren diesen Verdacht. Um dem auf den Grund zu gehen, hat der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel bei seinem heutigen Besuch in Rotenburg laut dpa ein 4- bis 5-jähriges Untersuchungsprgramm in Aussicht gestellt, bei dem die Umweltbelastung durch rund 400 Erdgasförderplätze unter die Lupe genommen werden soll. Ob der Minister eine Erklärung dafür hat, warum erst eine gravierende Erhöhung von Krankheitsfällen festgestellt werden musste, bevor ein rigides Untersuchungsschema geplant wird, ist nicht bekannt. Die Bundesregierung jedenfalls kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass von den Gasförderplätzen irgendeine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgehen könnte.