Jasper wird bescheidener

400 Jahre alter Waldweg durch die Schorfheide
400 Jahre alter Waldweg durch die Schorfheide (Foto: Ralf Roletschek/wikimedia)
Ganz folgen Jasper Resources dem Beispiel von Celtique Energy (noch) nicht, aber sie sind vielleicht auf dem Weg. Das holländische Unternehmen, das im Feld »Zehdenick-Nord« in der Schorfheide gern Öl und/oder Gas finden will, hat seinen ersten Erlaubnisantrag aufgrund massiv vorgebrachter öffentlicher Interessen, die der Aufsuchung entgegenstehen, zurückgezogen und ein wenig verschlankt neu gestellt. Statt 908 km² ist das beantragte Feld nun 368 km² groß, statt 18 sind »nur« noch 11 Wasserschutzgebiete betroffen, auch die Zahl der vielen weiteren betroffenen Schutzgebiete ist etwas kleiner geworden. Im bergrechtlichen Beteiligungsverfahren, das Ende Juni endete, hatten Behörden – auch Gemeinden -, deren Aufgabengebiete durch die Aufsuchung und ggf. spätere Gewinnung betroffen sind, Gelegenheit, zu dem zweiten Erlaubnisantrag Stellung zu nehmen.

Der aufzusuchende Bodenschatz wird im Sandstein des Rotliegenden vermutet, tiefer als 3000 Meter liegend, und mit »konventionellen Methoden« förderbar, wie die brandenburgische Regierung vermutet. Dass sie ganz linientreu auch an das Märchen vom »konventionellen Fracking« glaubt, daraus macht sie auch keinen Hehl.

Im Erlaubnisfeld Zehdenick-Nord werden in einer Teufe von ca. 4.200 bis 4.300 m zwischen 20 und 50 Mrd. m³ Erdgas vermutet, erklärte die brandenburgische Landesregierung im Mai 2015 in einer parlamentarischen Antwort Drucksache 6/1518). Demnach solle sich die Lagerstätte in Nord-Brandenburg »in porösen Sandsteinen des Oberrotliegenden« befinden, die nach Auffassung der Landesregierung »mit konventionellen Methoden erschlossen werden können«. Zu den »konventionellen Methoden« rechnet die brandenburgische Landesregierung offenkundig auch das »konventionelle Fracking« (s. Antwort auf Frage 1 in der Drucksache). Damit folgt sie willig dem Werbesprech aus dem Hause Gabriel, wo auf Biegen und Brechen zwischen »gutem« und »bösen« Fracking unterschieden wird, mit dem Ziel, die Erdgasförderung aus dem dichten Sandstein mittels Fracking aus der Schusslinie zu bringen und weiterhin zu erlauben. Allerdings ist es zum einen nicht erwiesen, zum anderen sogar zu befürchten, dass Fracking in Sandstein mindestens so gefährlich ist wie Fracking in Schiefer-, Ton-, Mergel- oder auch Kohleflözgesteinen – die Unterscheidung zwischen »konventionellem« und »unkonventionellem« Fracking schlichter Unsinn ist.

11 Felder, in denen Öl bzw. Gas aufgesucht oder auch schon gewonnen wird, sind in Brandenburg von der Treuhand-Gesellschaft in den frühen 1990er-Jahren als Bergwerkseigentum an privatwirtschaftliche Unternehmen verkauft worden, wie diese Liste vom Juni 2015 zeigt. 2 davon – Märkisch Buchholz und Döbern – sind gleichzeitig als mögliche Untergrundspeicher gekennzeichnet.

Darüber hinaus (siehe auch Märkische Oderzeitung von heute gibt es derzeit zusätzlich 6 laufende Anträge für Aufsuchungs- bzw. Gewinnungsvorhaben in dem Bundesland.

Nachtrag:
Das Bergamt in Cottbus hat Jasper Resources B. V. am 9. November 2015 die Erlaubnis Zehdenick erteilt. Demnach darf das Unternehmen in den folgenden 5 Jahren »unter weitgehender Ausklammerung von unter Schutz stehenden Flächen im Umfeld von Templin« nach Erdgas suchen – mittels Auswertung alter Daten, Erzeugung neuer Daten durch seismische Untersuchungen und eventuell einer Tiefbohrung ins Rotliegende. Obwohl oder gerade weil Bohrungen ins Rotliegende in der Vergangenheit häufig durch Fracking zu mehr Output »stimuliert« wurden, beeilt sich das Bergamt zu erklären, »Das Unternehmen hat hierzu ausdrücklich erklärt, dass weder bei dieser Aufsuchung, noch bei einer möglichen späteren Produktion Fracking zum Einsatz kommen wird.« Ob dahingegen ein »Anschluss der Bohrung an das Speichergestein« oder vielleicht eher eine »Kluftoptimierung« oder dergleichen stattfinden könnte – so wie neulich in Vorpommern -, darüber schweigen sich Unernehmen und Bergamt noch aus.