Im 300-Seelen-Dorf Deschka in der Neißeaue, in der Oberlausitz am östlichsten Punkt Deutschlands, gibt es einen Motorrad-Club, ein Baumhaus-Hotel, im Sommer eine Aufführung von Verdis Nabucco, ganz viel Natur – und bald vielleicht auch eine neue Tiefbohrung. Denn unter Deschka liegt rotes Gold, wie das Kupfer hier heißt. Jetzt will der polnische Kupfergigant KGHM schauen, ob es genug davon gibt, um die kommerzielle Förderung aufzunehmen. Der Zulassungsantrag für eine sog. Kontrollbohrung, der erst vor wenigen Tagen öffentlich bekannt wurde, sorgt in der Gemeinde Neißeaue für Aufregung. Ein Ärgernis ist, dass das Vorhaben erst jetzt und auch nur durch Zufall bekannt wurde. Eine Sorge ist, dass das Grundwasser Schaden nehmen könnte. Eine andere Befürchtung ist, dass früher oder später Fracking ins Haus stehen könnte.
Mit Datum vom 1.12.2014 hat KGHM Kupfer AG, deutsche Tochter von KGHM Polska Miedź S.A. mit Sitz in Weißwasser die Zulassung eines Hauptbetriebsplans [PDF] für eine 670-Meter-Vertikalbohrung unweit von Deschka beantragt. Die Gemeinde Neißeaue hat noch bis kommenden Montag Zeit, zu dem Vorhaben Stellung zu nehmen.
Besorgte Bürger sehen in der Bohrung und in der Art und Weise, wie sie durchgeführt werden soll, ein großes Risiko. Unter anderem für das Grundwasser. Das Bohrprofil [PDF] zeigt über die gesamte Bohrstrecke »gespanntes Wasser auf Klüften«, das unter 500 Metern zudem salzhaltig und aufsteigend ist. Hinzu kommt, dass in einer Tiefe ab 500 Metern Erdgas auftritt, das durch das Anbohren mobilisiert werden und aufsteigen könnte. Generell ist laut Betriebsplan-Antrag, den die G.E.O.S. Freiberg Ingeniergesellschaft mbH im Auftrag der KGHM verfasst hat, über die Hydrogeologie des Gebietes wenig bis nichts bekannt. Dass der Betriebsplan keinerlei Aussage dazu macht, wie eine Grundwasserverschmutzung bei einer Bohrung in einer solchen hydrogeologischen Situation vermieden werden soll, verstärkt die Sorge der Öffentlichkeit noch.
Diese und weitere, u. a. naturschutzfachliche, chemikalienrechtliche und raumplanerische Bedenken, wollen die besorgten Bürger vor Ort der Genehmigungsbehörde zur Kenntnis bringen und sie dabei unterstützen, den nach ihrer Auffassung unzulänglichen Betriebsplan nicht zuzulassen.
Eine Bohrung – was kommt danach?
Die Frage, was nach dieser Kontrollbohrung von Deschka kommen könnte, steht im Raum. Das Kupfererzvorkommen im Süden Polens, unmittelbar östlich an die Oberlausitz anschließend, beherbergt mehrere große Kupferbergwerke der KGHM Polska Miedź S.A., dem neuntgrößten Kupferproduzenten der Welt. Dennoch sucht KGHM dringend neue Kupferlagerstätten. Die Exploration der westlichen Verlängerung der polnischen Kupferschieferverbreitung in den Feldern Weißwasser I und II gehört dazu.
In den Vorjahren hatte die KGHM Kupfer AG bereits vier Erkundungsbohrungen im nördlich anschließenden Erlaubnisfeld »Weißwasser I« abgeteuft, um die dortigen Kupfervorkommen zu inspizieren. Mit der Erlaubnis »Weißwasser II« setzt das Unternehmen »die Erkundung des bestehenden Erlaubnisfeldes „Weißwasser“ in südöstlicher Richtung bis an die polnische Staatsgrenze fort. Die Aufsuchungsarbeiten im Erweiterungsfeld „Weißwasser II“ dienen der Übersichtsexploration zur Kupferschieferverbreitung und sollen den Nachweis der Ressourcen gemäß der UN-Lagerstättenklassifikation erbringen. Parallel zu den Aufsuchungsarbeiten auf deutscher Seite soll auf polnischem Territorium die Erzführung grenzübergreifend bewertet werden«, teilte Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer vom Sächsischen Oberbergamt auf Nachfrage mit. Mit der Bohrung bei Deschka »sollen die Ergebnisse der Altbohrung Horka verifiziert und Probematerial gewonnen werden. Positive Ergebnisse vorausgesetzt, beabsichtigt die Unternehmerin weitere Bohrungen im Bereich des vererzten Kupferschiefersaumes niederzubringen«, so Cramer weiter.
Die Erlaubnis »Weißwasser II«, die bis zum 1. Juli 2015 befristet ist, soll verlängert und das Gesamtprojekt Weißwasser weiterverfolgt werden, wenn die Deschkaer Bohrung gute Ergebnisse zeigt, kündigte Oberberghauptmann Cramer bereits an.
Fortsetzung folgt
Sehr geehrte Verfasser des Artikels “ Rotes Gold in Weißwasser gesucht“ vom: Februar 6, 2015 · 3:48 pm
An den Anfang meiner Antwort setze ich einen Auszug aus Ihrem Artikel:
“ Der Zulassungsantrag für eine sog. Kontrollbohrung, der erst vor wenigen Tagen öffentlich bekannt wurde, sorgt in der Gemeinde Neißeaue für Aufregung. Ein Ärgernis ist, dass das Vorhaben erst jetzt und auch nur durch Zufall bekannt wurde.“
Die Behauptung, dass der Zulassungsantrag für die Probebohrung erst wenige Tage vor dem 06. Februar 2015 und dann auch nur durch Zufall bekannt wurde, ist sachlich falsch. In der öffentlichen Gemeinderatssitzung der Gemeinde Neißeaue vom 18.12.2014, in der auch 12 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde zugegen waren, wurde öffentlich darüber informiert, dass der Antrag auf Zulassung des Hauptbetriebsplanes in der Gemeinde eingegangen und die Gemeinde zu einer gemeindlichen Stellungnahme bis 26.01.2015 aufgefordert ist. Es handelte sich also keinesfalls, wie man Ihrem Artikel entnehmen könnte, um ein gehütetes Geheimnis, das nur durch akribische „Detektivarbeit“ von Bürgern zufällig ans Tageslicht kam. Jederzeit können die Bürger/innen an den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates teilnehmen und/oder sich bei ihren in jeder Ortschaft vertretenen Gemeinderäten nach aktuellen Geschehnissen erkundigen. Es ergibt sich wohl von selbst, dass weder die Bürgermeisterin noch die Gemeinderäte nach den Sitzungen an jeder Haustür klingeln gehen und jede Bürgerin/jeden Bürger noch mal einzeln zu den Inhalten der Ratssitzung informieren können, nur für den Fall, dass jemand ein ihn interessierendes Thema verpasst haben könnte.
Zudem ist bereits seit etwa April 2013 bekannt, was durch KGHM Kuper in der Gemeinde Neißeaue geplant ist. In der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates im April 2013 wurde dies bereits diskutiert. Hier war die Gemeinde ebenfalls zu einer Stellungnahme duch das OBA aufgefordert, allerdings ging es da um die Zulassung zur oberirdischen Aufsuchung. Auch in dieser Sitzung waren mehrere Bürger, darunter auch Bürger aus Deschka, anwesend. Ich verweise hier auch auf den Artikel der Sächsischen Zeitung vom 07.05.2013 zu diesem Thema. Hier wurden sogar die geplanten Bohrungen örtlich genau benannt.
Vielleicht hätte es in Ihrem Artikel richtiger heißen müssen, dass sich erst jetzt die inzwischen gegründete Bürgerinitiative dafür interessiert.
Es ist ja sehr gut und sicher auch angebracht, dass man sich mit den Folgen einer ggf. erfolgreichen Rohstoffsuche auseinandersetzt, aber zu behaupten, dass Informationen absichtlich verschwiegen werden, ist gelinde gesagt schon sehr dreist.