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Fracking in Saal erfolglos geblieben, Initiative fordert volle Aufklärung

Vorbereitung zum Fracking: Bohrung Barth11 im April 2014
Vorbereitung zum Fracking: Bohrung Barth11 im April 2014
CEPs Hoffnung, in Saal/Vorpommern eine gewinnbringende Erdölquelle aufzutun, scheint sich gründlich zerschlagen zu haben. Wie erst jetzt bekannt wurde, war das Fracking am Saaler Bodden vor neun Monaten nicht planmäßig verlaufen und wurde vor seiner Vollendung abgebrochen. Dies geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des Abgeordneten Johann-Georg Jaeger (Bündnis 90/Die Grünen) (Drs. 6/3695) hervor. Demnach wurde eine geplante Testförderung nicht in Gang gesetzt, sondern das gesamte Vorhaben noch während der Rückförderphase der Frack-Flüssigkeit abgebrochen. Seit 9. Juli 2014 lasse das Unternehmen die weitere Erkundung ruhen, heißt es in der Regierungsantwort weiter. Als Grund dafür habe es aber nicht etwaige technische Probleme genannt, sondern die 2014 erhöhte Förderabgabe und die zurzeit für den Landesentwicklungsplan diskutierten weiteren Restriktionen für die Erdölgewinnung, die das Unternehmen zunächst analysieren wolle.
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CEP frackt Saal, beendet 3-jähriges Fracking-Moratorium in Deutschland

16. Juni 2014: In Saal wird gefrackt, trotz breiten Protests
16. Juni 2014: In Saal wird gefrackt, trotz breiten Protests
Ab 16. Juni passierte, was Umwelt- und Klimaschützer, Eltern, Großeltern, Kinder nicht mehr abwenden konnten: Die Bohrung Barth 11, unweit des Örtchens Saal in Vorpommern, ist gefrackt worden. Oder „hydraulisch stimuliert“ worden. Oder, ganz neu, einer „Kluftoptimierung“ unterzogen worden. Alle Worte beschreiben die selbe Tatsache: Mit zehn Einzelfracks auf rund 1000 Metern Länge und Risse von 50 Metern Länge sind hier mal eben rund 8 Mio. Kubikmeter im Untergrund zerschossen worden. Welche Folgen das kurz-, mittel- und langfristig haben wird, kann keine Wissenschaft abschließend sagen.

Die Bürgerinitiative Erdöl Barth hatte zu diesem traurigen wie empörenden Anlass zu einer Menschenkette aufgerufen. Ein guter Bericht ist hier bei lubminiXda.

Die Tatsache, dass dies der erste Frack in Deutschland seit 3 Jahren war und manche hierin den Startschuss für weitere Frack-Projekte sehen, bei denen die Unternehmen schon seit Monaten mit den Hufen scharren, war großen Medien wie ZDF, NDR und dem Organ der Finanzwelt, dem Wall Street Journal eine Story wert.

Die Aufmerksamkeit, die dem Fracking bei Saal gebührt und die es endlich so langsam hat, ist hart erkämpft worden. Der Pressearbeit, den noch andauernden Befragungen des Unternehmens CEP und des Bergamtes, vor allem aber den wiederholten, öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie zuletzt der Demonstration am 24. Mai ist es zu verdanken, dass der Frevel an der Erde, wie er in Saal gerade passiert, nicht länger ignoriert werden kann.

Warum Fracking Frevel ist und warum es nicht gestattet werden darf, verdeutlichen z. B. die Redebeiträge der erwähnten Demo, die von Mitgliedern des medienpädagogischen Zentrums Hamburg e. V. filmisch dokumentiert worden sind. Dieses Video zeigt die Demonstration am 24.5.2014 in Saal.

Weitere Info zu dem Umweltfrevel in Saal ist hier auf der Seite.

Die Schätze von Saal

Ortsausgang Saal/VP, CEP-Betriebsplatz
Keine 300 Meter vom Saaler Ortsrand entfernt liegt der Frac-Platz "Barth 11h/2011"
„Hier in Saal ist der Hund begraben.“, sagt die Frau auf dem Friedhof. Sie mag es nicht, dass hier jetzt wieder nach Öl gebohrt werden soll, sagt sie. „Aber was soll man machen.“ Sie zuckt mit den Schultern und geht weiter, Gräber pflegen im Schatten der Kirche. Backsteingotik, erbaut im 13. Jahrhundert, mit massiven Stützmauern, damit sie nicht im weichen Boddenboden einsinkt. Im Krieg, den sie hier den Großen nennen (1914-18), mussten die Saaler Orgelpfeifen aus ihrer Kirche abgeben: Das Blei war damals ein besonders begehrter Rohstoff.
 
Seitdem hat der Backsteinbau wieder bessere Zeiten gesehen. Die Orgelpfeifen sind längst ersetzt worden. In die Kirche kommt trotzdem kaum noch jemand; es werden immer weniger hier im 1000-Seelen-Dorf Saal, Kreis Vorpommern-Rügen. Das Haus an der Hauptstraße, das einst den Konsum beherbergte, steht leer und zum Verkauf, wie so einige Häuser hier in diesem stillen Ort, die leise vor sich hin verfallen.
 
Betriebsplatz Barth11 mit Bohrlochskopf
Bohrlochkopf (blau) und diverses Equipment zum Bearbeiten der Bohrung (Panorama aus 2 Fotos montiert)
Am Ortsrand, hinter einem blühenden Rapsfeld, liegt die Bohrstelle von CEP. Hier wurde zu DDR-Zeiten schon einmal Öl gefördert, bis sich das nicht mehr gelohnt hat. 2011 kamen die Kanadier und bohrten ein Loch bis in 2700 Meter Tiefe und fanden ein wenig Öl. Danach war erstmal nichts. Jetzt sind sie wieder hier und füllen den Platz mit Hightech. Seit letzten Montag kommt täglich mehr schweres Gerät dazu, allmählich sieht es hier aus wie auf einem Spielplatz für große Jungs: Die roten Halliburton-Fahrzeuge mit der wireline-Rolle coiled tubing-Rolle (danke für den Hinweis, Herr Adler) und einem Kompressor, LKWs mit flüssigem Stickstoff und anderen Zutaten, Tanks, Behälter, Rohre in allerlei Farben und Formen verschiedener Subunternehmen, Container mit Chemikalien, eine mobile Gasfackel und der Schwerlastkran zur Einrichtung des Bohrplatzes und später zur Unterstützung des Frackings. Mittendrin der blaue wellhead auf der Bohrung. Ein Stück daneben ein weiterer, in Halliburton-Rot, der noch auf seine Montage wartet. Wenn er montiert ist und die Druckschläuche angeschlossen sind, sieht er ungefähr so aus.
 
Testförderung - Unverfängliche Beschreibung eines Frac-Vorhabens (Info-Tafel am Betriebsplatz Barth 11)
Testförderung – Unverfängliche Beschreibung eines Frac-Vorhabens (Info-Tafel am Betriebsplatz Barth 11)
Zwei, vielleicht auch drei Handvoll Männer arbeiten auf dem Platz oder stehen da und schauen. Unter anderem der Wachschutz, der darauf achtet, dass keine Neugierigen aufs umzäunte Betriebsgelände gelangen. Natürlich nur zur Sicherheit. Zwei, drei der PKWs, die hinter dem Wachhäuschen an der Einfahrt parken, haben lokale Kennzeichen, der Rest kommt aus Celle und Soltau-Fallingbostel, einer ist in Düren angemeldet.
 
Weite Wege haben teilweise auch die Chemikalien hinter sich, die am hinteren Ende des rund 40 mal 60 Meter großen Platzes am Zaun stehen. „Völkersen“ steht auf dem grünen Anhänger an dem Metallkorb, in dem sich ein Container mit rosa Flüssigkeit befindet. „50 % Antifreeze“ lautet der Zusatz auf dem grünen Anhänger. Ob es sich dabei um Ethylenglykol handelt, eine Substanz, die beim hydraulischen Frakturieren häufig zum Einsatz kommt und giftig ist, ist ebenso wenig ersichtlich, wie der Inhalt anderer 1000-Liter-Container, die auf dem Platz herumstehen.
 
6 Flaschen mit künstlicher Luft zu Atemschutzzwecken am Notausgang des Betriebsplatzes
6 Flaschen mit künstlicher Luft zu Atemschutzzwecken am Notausgang des Betriebsplatzes
Klar erkennbar als Behälter für künstliche Luft für Atemschutzzwecke sind dagegen die 6 Gasflaschen mit der schwarzweißen Schulter, die direkt neben dem rückwärtigen Notausgang stehen. Falls bei der hochtechnischen Operation an der Bohrung giftige Gase austreten, kann das Personal hier Zuflucht nehmen. Wenn der Wind nicht aus ungünstigen Richtungen kommt, etwa von Westen oder Norden, dann haben die Bewohner in den nahegelegenen Häusern wahrscheinlich nichts zu befürchten.
 
CEPetro hat nach eigener Information am 10. März 2014 die Zulassung erhalten, die Bohrung „an das umliegende Gestein anzuschließen“. Dazu sollen insgesamt 10 „hydraulische Stimulationen“ auf einer Horizontalstrecke von rund 1000 Metern vorgenommen werden, eine jede von ihnen mit bis zu 150 Kubikmetern (150 Tausend Liter) Wasser, Sand und chemischen Zusatzstoffen. Die Risse, die damit erzeugt werden, sind Modellrechnungen zufolge 70 Meter lang, horizontal wie vertikal, so CEP-Pressesprecher Jens D. Müller.
 
Obwohl es alles andere als plausibel ist, das Bohrloch mit 70-Meter-Rissen ans Gestein „anzuschließen“ — immerhin hat CEP-Deutschland-Chef Dr. Thomas Schröter selbst angegeben, das Gestein habe nur im Umkreis von maximal 2 Metern um die Bohrung durch Verschlammung und Zerrüttung beim Bohren an Durchlässigkeit eingebüßt — bemüht sich CEP verzweifelt, das Projekt nicht als Fracking darzustellen. „Das ist kein Schiefergasfracking“, so tönt es seit Monaten aus dem Unternehmen. Natürlich gibt es in Saal kein Schiefergasfracking, weil es kein Schiefer ist, den CEP in der Bohrung Barth 11 fracken will, sondern ein anderes, wenig durchlässiges Gestein (Zechsteinkarbonat lt. Landesregierung), das das Öl ohne Fracking nicht freigibt.

Kirchturm in Saal/VP
Kirchturm in Saal/VP
Unter dem Turm Dorfkirche von Saal ist der Sage nach ein Templer-Schatz vergraben[/caption]Weil CEP auch klar wurde, dass sie die Kritik mit einem solch dämlichen Argument nicht aus der Welt bekommen, verlegt sich das Unternehmen jetzt auf eine neue Linie und versucht damit gar, die Deutungshoheit über die Fracking-Debatte an sich zu ziehen: „Die umstrittene Fracking-Debatte betreffe die Förderung von Schiefergas, sagte Müller.“, zitiert Greenpeace eine dpa-Meldung. Es dürfte nicht lange dauern, bis auch dieser Trick nicht mehr zieht: Der Widerstand gegen Fracking richtet sich nicht nur gegen Schiefergasfracking, sondern gegen jegliches Fracking zur Aufsuchung und Gewinnung von Kohlenwasserstoffen. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Korbacher Resolution mittlerweile Hunderte von Institutionen, Gemeinden, Verbänden, Parteigruppen etc. als Unterstützer gefunden hat. Ihr erste Forderung lautet völlig unabhängig von der Gesteinsart:
„Ein sofortiges ausnahmsloses Verbot sämtlicher Formen von Fracking bei der Erforschung, Aufsuchung und Gewinnung fossiler Energieträger. Dies ist unabhängig davon, ob die Rissbildung mit oder ohne den Einsatz giftiger Chemikalien, hydraulisch oder andersartig erzeugt wird.“
 
Denen, die in Saal auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist dieser Streit egal. Der Frau, die dort die Gräber pflegt, ist es nicht egal, aber sie sagt, sie sei alt und müde. Im Krieg das Blei, vor einigen Jahren jemand auf der Suche nach dem Heiligen Gral, jetzt die Ölbohrer — Saal hat Schätze oder auch nicht. Sie würde die Probleme, die mit dem Fracking kämen, wohl nicht mehr erleben. Die Jungen, die müssen sich wehren, sagt sie und meint damit die, die es der Politik überlassen, ihr Geschick zu lenken.

CEP redet um den heißen Brei: Fracking Big Barth

Bohrturm der Erkundungsbohrung Barth 11 (Foto: CEP 2011)
Bohrturm der Erkundungsbohrung Barth 11 (Foto: CEP 2011)
CEP sagt: „Die horizontale Strecke der Barth 11 Bohrung soll durch 10 Stimulationen an das Speichergestein angeschlossen und dann getestet werden“
CEP sagt: „Das ist kein Schiefergasfracking“

 

Mit wohlgeformten Worten, schönen Bildern und verheißungsvollen Zahlen hat das Ölförderunternehmen CEP unlängst das geplante Projekt „Barth 11“ der Öffentlichkeit präsentiert. Auf Einladung der Grünen informierte CEPs deutscher Geschäftsführer Dr. Thomas Schröter Ende Januar in Ribnitz-Damgarten rund 100 Interessierte über die geplante Ölförderung am Saaler Bodden.

2011 ist hier, nur wenige hundert Meter nördlich der Ortschaft Saal, eine Produktionsbohrung von 3863 Metern Länge niedergebracht worden — ca. 2700 Meter in die Tiefe und dort gut 1 Kilometer waagerecht (horizontal) abgelenkt. Mit dieser Bohrung soll bald ein Fördertest stattfinden, um die Ergiebigkeit der Lagerstätte zu testen.

Zunächst hatte es geheißen, die geplante Fördermethode habe nichts mit dem gefürchteten Fracking zu tun. Gemeint war damit das Fracking in Schiefergestein. Die Lagerstätte Barth besteht nicht aus Schiefer, sondern aus Staßfurtkarbonat im Zechstein. Aber auch dieses Gestein ist sehr hart und gibt das in ihm lagernde Öl nicht ohne Weiteres, sondern erst dann frei, wenn Risse im Gestein entstanden sind, also gefrackt wurde.

1500 Tonnen „Stimulationsflüssigkeit“ in einer einzigen Testförderbohrung
Wie Schröter in Ribnitz-Damgarten offenbarte, soll die Bohrung Barth 11 für diesen Test auf der horizontalen Strecke insgesamt 10 Mal „hydraulisch stimuliert“ werden, mit jeweils bis zu rund 150 Kubikmetern „Stimulationsflüssigkeit“. Die Risse, die damit im Gestein erzeugt werden sollen, sollen entsprechend der Modellberechnungen 70 Meter weit von der Bohrung ins Gestein reichen, sowohl horizontal als auch vertikal.

Hierin wird deutlich, dass „hydraulische Stimulierung“ nichts weiter als ein anderes Wort für „Fracking“ ist. Doch das verschweigt das Unternehmen tunlichst. Lieber versteckt man das Verfahren hinter dem sperrigen Begriff „Anschließen der Bohrung an die Lagerstätte“.

Fracking (syn. hydraulisches Frakturieren; syn. hydraulische Stimulation) definiert sich über das Einpressen eines hydraulischen Mediums in eine Bohrung zur Erzeugung von Rissen im Gestein. Dieses ist vom Betreiber CEP für die Lagerstätte Barth ausdrücklich beabsichtigt. Die Rahmenbedingungen hinsichtlich Lage des Vorkommens, den vorgesehenen Einpressvolumina und den modellierten Risslängen sind dabei in etwa mit der Förderung von Tightgas-Vorkommen in Niedersachsen vergleichbar, wo seit 2011 ein faktischer Zulassungsstopp der Frac-Behandlungen besteht.

Barth11_Frac_Additiv_CleanStimÜber 7 Tonnen Chemikalien für eine einzige Produktionsbohrung
Dass viele Bürger besorgt sind und das Vorhaben nicht kritiklos hinnehmen, zeigte sich in Ribnitz-Damgarten. In der Diskussion nach seinem Vortrag bemühte sich Schröter laut einem Bericht von Gudrun Kaspareit, klar zu machen: „Nein, Fracking würde nicht stattfinden, dies hier wäre konventionelle Ölförderung und die Flüssigkeiten, die zur „Stimulation“ benutzt würden, könne man sogar trinken.“

Die Rezeptur, die in Barth 11 zum Einsatz kommen soll, heißt CleanStim®. Sie soll ausschließlich aus Stoffe komponiert sein, die u. a. in der Nahrungsmittelindustrie verwendet werden. Zwar gibt das herstellende Unternehmen Halliburton an, dass CleanStim-Frac-Fluid nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sei, dennoch ließen sich Halliburton-Top-Manager dabei beobachten, wie sie dieses Frac-Fluid tranken. Das Produkt enthält Gelbildner, Quervernetzer, ein Tensid und mit dem Brecher Hemicellulase z. B. einen Stoff, der allergisches Asthma auslösen kann.

Mengenangaben („Konzentrationen“) CEP Testbohrung Barth 11; vorgesehen 10 Fracs à 150.000 l Frac-Fluid
Rezeptur CleanStim(R)

Bezeichnung des Stoffes

% Anteil am Gesamt

pro Frac (kg)*

10 Fracs (kg)*

Natrium-Carboxymethyl-Cellulose (E466)
wird als Waschmittelzusatz, Bindemittel, Verdicker, Papierleimungsmittel, Schutzkolloid, Bohrhilfsmittel bei Erdölbohrungen eingesetzt. In der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 466 zugelassen und verbessert die Konsistenz bei vielen Lebensmitteln, etwa bei Speiseeis (Reduktion der Eiskristallbildung), Mayonnaisen, Saucen, Fruchtmassen, Gelee.

0,35

525

5250

Schwefelsäure (E513)
Kommt in den Lebensmitteln in so geringen Mengen vor, dass sie als unbedenklich eingestuft wird. In höheren Konzentrationen wirkt die starke Säure ätzend.

0,02

30

300

Aluminiumsulfat (E520)
Verbindungen mit Aluminium stehen im Verdacht ursächlich mit der Entstehung der Alzheimer Krankheit zu stehen. Niereninsuffizienzen reduzieren die Ausscheidung von Aluminium.

0,05

75

750

Zitrusextrakt

0,01

15

150

Isopropanol
Narkotisch, toxisch, haut- und schleimhautreizend

0,01

15

150

Hemicellulase (Enzyme)
steht im Verdacht, allergisches Asthma auszulösen

0,001

1,5

15

Zitronensäuretriethylesther (E330)

0,05

75

759

Gesamt

0,491

736,5

7365

* Abweichungen können sich ergeben, da Anteile am Gesamt in „Konzentration in %“ angegeben wurden

Über die Sondermüllentsorgung lieber nicht sprechen
Bei der Öl- und Gasförderung fällt regelmäßig flüssiger Sondermüll in Form von Lagerstättenwasser an. Das Wasser aus dem tiefen Untergrund enthält in variierenden Mengen u. a. Kohlenwasserstoffe (BTEX), Schwermetalle und radioaktive Stoffe. Der erste Fördertest im Jahr 2011 habe ergeben, dass die Lagerstätte in Barth wasserfrei sei, sagte CEP-Pressesprecher Müller auf Nachfrage.

Allerdings hat das Objekt der Begierde, die Erdöl-Lagerstätte im Staßfurtkarbonat, lt. LBEG [PDF] eine Mächtigkeit von nur ca. 20 Metern. Bei den avisierten Risslängen werden die darüber und darunter liegenden Schichten des Zechstein und des Rotliegend mitgefrackt und es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die ebenfalls „wasserfrei“ sind.

Außerdem fließt nach aufgenommener Förderung erfahrungsgemäß ein Teil des eingepressten Frac-Fluids zurück an die Oberfläche (Flowback) und dürfte, trotz seiner angeblich harmlosen Additive, kaum geeignet sein, bedenkenlos in den nächsten Gulli abgeleitet zu werden. Das Flowback solle gesammelt und über genehmigte, lizensierte Entsorgungswege/Deponien entsorgt werden, sagte der Pressesprecher. Angaben über eine mögliche Behandlung von Lagerstättenwasser machte er nicht.

Sweet spot Big Barth: Bei Fündigkeit systematische Ausbeutung

Existiert noch nur als Plan: Mögliche Erschließung der angenommenen Erdöl-Lagerstätte "Big Barth" (ungefähre Darstellung)
Existiert noch nur als Plan: Mögliche Erschließung der angenommenen Erdöl-Lagerstätte „Big Barth“ (ungefähre Darstellung)
Wenn die Testförderung wie beantragt von der Bergbehörde in Stralsund zugelassen wird, dann wird nicht nur zum ersten Mal in Mecklenburg-Vorpommerns in einer neuen Dimension gefrackt. Dann soll auch, eine sprudelnde Öl-Quelle vorausgesetzt, der Flecken zwischen Saal und Barth systematisch und flächendeckend unterirdisch aufgebrochen werden.

Sechs weitere Betriebsplätze sollen dann die idyllische Landschaft bereichern und ca. 17 horizontal abgelenkte Bohrungen den Untergrund durchlöchern. Die entsprechende Karte, die Schröter in Ribnitz-Damgarten öffentlich zeigte, sprach sogar von 28 Horizontalbohrungen und ist nebenstehend nachempfunden. Zu der lieblichen Landluft könnte sich schon bald der Duft der großen, weiten Ölproduktion, ins Rauschen der Wälder schon bald das Wummern der Pumpen mischen.

Die Ölbarone in Kanada und ihre deutschen Helfer werden sich die Hände reiben, während das Land vielleicht entdeckt, dass die erhofften Förderzinsen zwar fließen, aber nicht ins Staatssäckel, sondern zurück in die Taschen der Unternehmen — als Feldesbehandlungskosten.

Politische Bildungsstunde

Am 27. Februar 2014, ab 9 Uhr, werden die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses des Landtags Mecklenburg-Vorpommern 10 Anhörungspersonen, Fachleute zum Thema Fracking in einer öffentlichen Expertenanhörung befragen, sich Wissen über diese neuartige Technik aneignen und sich eine Meinung bilden. Spätestens dann muss ihnen klar werden, dass es originäres und massives Fracking ist, was CEP am Ostseerand plant. Und sie werden, so hoffen die vielen Fracking-Gegner im Land, alles daran setzen, dem groben Unfug Fracking einen Riegel vorzuschieben.

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Schriftliches Interview mit Jens D. Müller, Pressesprecher CEP GmbH, 11.02.2014

1. Ist es richtig, dass die Bohrung Barth 11 in rund 2600 m Teufe auf rund 1000 m horizontal abgelenkt ist und auf dieser Horizontalstrecke 10 Stimulationsmaßnahmen mit jeweils 100 m³ Stimulationsflüssigkeit an den Zielhorizont angeschlossen werden soll? Wenn nein, wie ist die Bohrung dann beschaffen und wie soll die Bohrung angeschlossen werden (bitte mit vergleichbarem Detailgrad beantworten)?

JDM: Teufe ca. 2700 m, jeweils bis zu 150 m³ wie in benachbarten Feldern in der Vergangenheit eingesetzt

2. Ist es richtig, dass die angestrebten Risslängen ca. 160 m horizontal und ca. 90 m vertikal betragen? Wenn nein, welche Risslängen sind stattdessen intendiert (bitte mit vergleichbarem Detailgrad beantworten)?

JDM: Aktuelle Simulierungen gehen von einem Rissradius von 70 m horizontal und 70 m vertikal aus.

3. Bin ich richtig informiert, dass die Stimulationsflüssigkeit aus 99,5 % Wasser und Sand und zu 0,5 % aus Additiven bestehen soll, die ausschließlich aus der Lebensmittelindustrie stammen sollen? Wenn ja, welche Stoffe sind dies im Einzelnen, in welchen Quantitäten (pro Stimulation) und in welchen Konzentrationen sollen sie eingesetzt werden? Wenn nein, mit welchen Zusätzen, in welchen Konzentrationen und Quantitäten, soll stimuliert werden?

JDM: Nicht wassergefährdende Stimulierungsflüssigkeit

4. Wann soll planmäßig die Testförderung in Barth 11 beginnen und wann soll sie enden?

JDM: Testarbeitsprogramm einschließlich Vorbereitungen ungefähr 3 Monate im Frühjahr, Stimulierung selbst ca. 1 Tag, Dauer der Förder- und Einschlussphasen abhängig von Testergebnissen

5. Stimmt es, dass CEP bei einer festgestellten, wirtschaftlichen Förderbarkeit aus dieser Lagerstätte bis zu 7 weitere Betriebsplätze mit bis zu 35 Bohrungen plant, die jeweils bis zu 3000 m horizontal abgelenkt werden und eine Fläche von rund 25 km² erschließen sollen? Wenn nicht, wie und in welchem Ausmaß soll die Lagerstätte erschlossen werden?

JDM: Das mehrfach vorgestellte, beispielhafte Entwicklungskonzept geht derzeit von 7 Bohrplätzen mit rund 17 Bohrungen aus. Weitere Planungen sind abhängig von der Bewertung der Struktur.

6. Für den Fall, dass die Förderung von Erdöl und Begleitgas in und um Barth erfolgreich durchgeführt werden kann:
a) Welche infrastrukturellen Maßnahmen planen Sie für Aufbereitung und Transport der gewonnenen Bodenschätze?
b) Welche Planung gibt es für Aufbereitung bzw. Entsorgung von anfallendem Flowback und von anfallendem Lagerstättenwasser?

JDM: Flowback: Sammeln und Entsorgen über genehmigte, lizensierte Entsorgungswege/Deponien
– Bisherige Ergebnisse zeigen wasserfreie Lagerstätte, weitere Erkenntnisse durch Test

7. Laut Bloomberg (Juni 2013; unter Berufung auf CEP-Berechnungen) wären bis zu 1/2 Milliarde Euro Fördereinnahmen (best case scenario) für das Land Mecklenburg-Vorpommern aus diesem Feld zu erwarten. Stimmt diese Darstellung und trifft sie heute noch zu oder haben sich Änderungen ergeben? Wenn ja, welche und warum?

JDM: – Bloomberg-Zahlen beruhen auf deren eigenen Kalkulationen
– Konservativer Ausbringungsfaktor von 15 % führt bei 10 % Förderabgabe und damals getroffenen Ölpreisannahmen zu derzeit geschätzten 340 Mio. Förderabgabe über 25 Jahre für die Saal/Barth-Struktur
– Weitere Vertiefung durch weitere Aufsuchungsarbeiten

8. Abschließend eine Frage zur Akzeptanz durch die Bevölkerung vor Ort: Sehen Sie die Akzeptanz für Ihr Vorhaben in Barth als überwiegend gut, als überwiegend schlecht oder als derzeit nicht einschätzbar an? Und rechnen Sie in den kommenden zwei Jahren mit einer Entwicklung in eine eher positive oder eher negative Richtung? Welche Faktoren sehen Sie als Motor für eine Entwicklung in die eine oder andere Richtung an? Ggf.: Welche Maßnahmen wollen Sie ergreifen, um die Akzeptanz in der
Bevölkerung zu verbessern?

JDM: Akzeptanz basiert auf Wissen und Dialog (u.a. bis Ende Januar 2014 in Mecklenburg-Vorpommern rund 100 Informationsveranstaltungen mit ca. 1500 Gästen sowie 238 Führungen bei Seismikarbeiten und Bohrungen mit 2175 Besuchern)

Ihrer raschen Antwort sehe ich entgegen und bedanke mich im Voraus
dafür. Wenn Sie mir freies Bildmaterial, das ich ggf. in einem Artikel
über die neue Förderung von Erdöl und Begleitgas in Vorpommern verwenden
möchte, zur Verfügung stellen können, sage ich auch dafür schon einmal
Danke.

JDM: Auf der Website finden Sie Bildmaterial von Seismik und Bohrungen

Mit freundlichen Grüßen

Carin Schomann
Freie Journalistin, Hamburg

Geheime Fördermethode in Barth geplant (MV)

Das ist der Betriebsplatz der CEP östlich von Neuendorf auf Usedom, direkt am Deich
Das ist der Betriebsplatz der CEP östlich von Neuendorf auf Usedom, direkt am Deich
Wie die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern vorgestern (5.12.2013) mitteilte, hat das kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) einen Sonderbetriebsplan für eine Erkundungsbohrung bei Barth eingereicht

Damit will CEP die Erkundung der vermuteten Lagerstätte bei Saal/Barth voranbringen und weitere Untersuchungen an der Bohrung Barth 11/2011 vornehmen. Das Ziel ist die „Prüfung der Gewinnbarkeit von Erdöl“. Konkret beantragt hat das Unternehmen „in einer Tiefe von etwa 2700 Metern eine Maßnahme zur Erhöhung der Durchlässigkeit des 20 Meter mächtigen Zielhorizonts (Zechsteinkarbonat) mit einer sich anschließenden Testförderung.“

Das Umweltbundesamt ordnet Zechsteinkarbonat den Speichergesteinen zu, die „tight“ sind. Das bedeutet, sie geben die in ihnen vorhandenen Kohlenwasserstoffe nur frei, wenn sie durchlässig gemacht werden, im Klartext: gefrackt werden. Die BGR bezeichnet Lagerstätten im Zechsteinkarbonat deshalb als „unkonventionelle Lagerstätten“.

Noch Ende September war CEP-Geschäftsführer Thomas Schröter laut Nordkurier Befürchtungen entgegengetreten, wonach eventuell Fracking zum Einsatz kommen könnte.
Welche geheime Methode, wenn nicht Fracking, zum Einsatz kommen soll, um die Permeabilität dieser Lagerstätte zu erhöhen, war bisher nicht zu ergründen.

Karte Bergbauberechtigungen in Mecklenburg-Vorpommern (Stand: 2010)
Bergbauberechtigungen in Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: Bergamt Stralsund; Stand: 2010)

CEP hält nach eigenen Angaben gegenwärtig insgesamt 14.800 Quadratkilometer Erlaubnisfelder entlang bekannter Erdöl- und Erdgasvorkommen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

CEP ist seit November 2011 Kooperationspartner der Ernst-Moritz-Universität Greifswald. Gemeinsam soll die geologische Entwicklung im Raum Vorpommern und im des deutschen Ostseebereichs erforscht werden.

Die örtliche Initiative „Lebensraum Vorpommern“ ruft zu einer Mahnwache am 15.12.2013 von 14 bis 16 Uhr an der Konzertmuschel Zinnowitz auf.