Von Fracking sollte nicht die Rede sein

Aufsuchungsantrag Ostrohe
Der Aufsuchungsantrag Ostrohe spricht eindeutig von Fracking
Erste von 11 angefragten Lizenzakten in S-H öffentlich geworden Aufsuchungsantrag spricht von Fracking, ohne das Wort auszusprechen

 

Außer den Profiteuren und ihren Handlangern will es niemand, das Fracking. Jedenfalls die nicht, die noch ganz bei Trost sind und die Lebensgrundlagen Wasser, Luft und Boden vor intolerablen Gefahren schützen wollen. Auch Robert Habeck, studierter Philosoph, Buchautor, Grüner und Energiewendeminister in Kiel, sagt, er will es nicht, das Fracking. Trotzdem sind unter seinen Augen, in der Verantwortung seiner Behörde, in den vergangenen Monaten so viele Öl- und Gas-Such- und -Bohrlizenzen erteilt worden wie schon lange nicht mehr; siehe hier und da, aber auch dort.
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REACH out, stop it: Unzulässige Frac-Chemikalien im Einsatz

Ein Feldlabor zum Austesten von Frac-Rezepturen.
Ein Feldlabor zum Austesten von Frac-Rezepturen.
Offenbar verstoßen Unternehmen gegen Recht und Gesetz, wenn sie Fracking mit nicht zugelassenen Substanzen durchführen. Dies stellt jetzt noch einmal die aktuelle Ausgabe der WATERKANT klar (L. Waldmann: Keine Entwarnung für den Untergrund):

Auf einem Hearing des Niedersächsischen Umweltministeriums im Oktober 2013 mit Bürgerinitiativen, der Erdgasindustrie und Behörden zu möglichen Umweltverträglichkeitsprüfungen in Fracking-Verfahren gab es auch einen Kurzvortrag des zuständigen Chemikalienreferenten im Niedersächsischen Umweltministerium, Michael Braedt. Der machte deutlich, dass der Einsatz der bisherigen Fracking-Chemikalien nicht im Einklang mit der europäischen REACH-Verordnung stehe, die seit 2007 europaweite Gültigkeit besitzt. Danach müssen sich Chemikalien vor ihrem Einsatz einer REACH-Registrierung unterziehen, die aber erst nach Vorlage diverser Untersuchungsergebnisse bezüglich Gesundheits- und Umweltfolgen erteilt wird und dann auf definierte Anwendungsbereiche beschränkt ist. Die bisher in den unterschiedlichen Fracking-Projekten eingesetzten Chemikalien erfüllen diese europäischen Vorgaben nicht.

Neu ist diese Erkenntnis nicht. Bereits 2011 warnte EU-Kommissionsmitglied Karl Falkenberg laut ENDS:

None of the chemicals used to hydraulically fracture rocks for shale gas extraction are registered substances are being used.
Volltext hier

Die Industrie (zumindest Cuadrilla) gab sich damals naiv:

We’d heard nothing at all about this, and we’re looking into it…

bzw. jammerte über Zeit- und Kostenaufwand, die die REACH-Verordnung für sie bedeutet, und forderte eine Lockerung der strengen Regeln.

Seitdem haben zwei Arbeitsgruppen sowie Braedt exemplarisch REACH-Dossiers von Fracking-spezifischen Stoffen analysiert. Die Sonderforschungsgruppe Instutitionsanalyse Darmstadt/Göttingen untersuchte in der SOFIA-Studie (März 2012) 11 Fracking-spezifische Stoffe (Bohrung in Damme); das Joint Research Centre (JRC)#, Ispra für die EU-Kommission (DG Environment; Sept 2013) 16 Fracking-spezifische Stoffe und Braedt 14 Fracking-spezifische Stoffe, die der Stoffliste für die Frac-Fluids (Fa. Wintershall) der Bohrung Düste Z10 bei Barnstorf in der ECHA-Datenbank.

Alle kommen zu dem Ergebnis, dass viele der untersuchten Stoffe zwar zumeist bei REACH vorregistriert sind, aber nicht alle sind registriert und keiner der betrachteten Stoffe konnte die erforderliche Zulassung für den sog. intended use, also den Einsatz beim Fracking vorweisen.

Es ist gesetzlich verboten, nicht dafür zugelassene Stoffe beim Fracking einzusetzen. Daher (Grundsatz der „Einheit der Rechtsordnung“) dürfen die Behörden keine Fracking-Projekte zulassen, die nicht im Einklang mit den Vorgaben des Stoffrechts stehen. Ob und wie in der Vergangenheit mit unzulässigen Stoffen durchgeführte Frac-Projekte geahndet werden, blieb auf dem Oktober-Hearing im Hannöverschen Umweltministerium offen.

Die jüngsten Opfer des Fracking: Babys

MashUp Neugeborenes/Fracking-Platz
Kinder im Mutterleib sind extrem empfindlich gegen Umweltgifte
Neugeborene in der Nähe von Frac-Bohrungen in Pennsylvania haben doppelt so häufig ein zu geringes Geburtsgewicht und einen schlechteren APGAR-Score als ihre Altersgenossen weiter weg von Frac-Bohrungen. Dies berichteten gestern Janet Currie (Princeton University), Katherine Meckel (Columbia University) und John Deutch und Michael Greenstone (Massachusetts Institute of Technology) , anlässlich des Jahrestreffens der American Economic Association.

Die Energieindustrie hat lange behauptet, dass Fracking sicher sei für die Menschen, die in der direkten Nachbarschaft der Bohrungen leben. Das ist nicht wahr, wie die noch nicht veröffentlichte Studie der o.g. Forscher jetzt zeigt — jedenfalls nicht, was die empfindlichsten Menschen von allen, die Ungeborenen, anbelangt.

In ihrer Studie analysierten die Forscher die Geburtsakten von Kindern in Pennsylvania, die in den Jahren 2004 bis 2011 im Umkreis von 2,5 Kilometern von Frac-Bohrungen lebten. Die jüngsten Opfer des Fracking: Babys weiterlesen