Archiv der Kategorie: Umweltschäden

Von Campen bis Berezovka: Gefährliches Sauergas

Gasfackel BP Staffhorst
Wo in Deutschland Sauergas gewonnen wird (hier: Staffhorst, Lk. Diepholz), sind Fackeln besonders hoch.
Für die Anwohner gab es keine Warnung, als letzte Woche Donnerstag in wenigen hundert Metern Entfernung an der Sudstraße bei Campen (Lk. Diepholz) hochgiftiges Sauergas aus der Erdgasbohrung Siedenburg Z6c austrat. Vielleicht, weil der Wind aus West wehte und Campen nördlich der »Störfallstelle« liegt, vielleicht aber auch, weil die zuständige Bergaufsicht davon ausging, dass das giftige Gas schadlos über eine Fackel verbrannt wurde, waren die Zuständigen der Auffassung, den Anwohnern nichts von dem Vorfall mitteilen zu müssen. Von Campen bis Berezovka: Gefährliches Sauergas weiterlesen

Rasches Umdenken oder Untergehen im Hyper-Anthropozän

Warum umgehend Schluss sein muss mit Kohle, Öl und Gas – und nicht erst irgendwann in 85 Jahren

Eismeer verfremdet, schmelzend
Die Pol-Gletscher schmelzen noch schneller als gedacht – verheerende Folgen des Klimawandels drohen unmittelbar.

Wenn sich auch nur die Hälfte von dem bewahrheitet, was die Klima- und Polarforscher um James Hansen errechnet haben, dann wird sich die Erdoberfläche sehr bald mit sehr viel mehr Wasser als bisher bedecken. Städte, Küsten, ganze Länder wie die Niederlande, Bangladesh, die nordamerikanische Ostküste werden im Meer verschwinden, und mit ihnen die Errungenschaften der Zivilisation.

Fukushima nach dem 15-Meter-Tsunami 2011 kann als winziger Vorgeschmack dafür gelten, was auf die Menschheit zukommt. Und zwar viel schneller als gedacht. Drei große Gletscher an den Polen sind längst dabei, den Abgang zu machen, derweil die Erde immer noch mehr gefrackt und immer noch mehr Kohlen(wasser)stoffe verbrannt und entsprechend Energie in die Atmosphäre und die Ozeane gepresst werden sollen. Das Anthropozän, das Zeitalter, in dem der Mensch ein bedeutender Umweltfaktor geworden ist, scheint längst in ein Hyper-Anthropozän umgeschlagen zu sein: Die Umweltkatastrophe Mensch in ihrem Wachstumswahn verfeuert die Erde und riskiert am Ende im Schmelzwasser unterzugehen.
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Schluderei beim Gasbohren, Verpressen, Abfackeln

LBEG untersucht Boden an 200 ausgewählten Förder- und Verpressbohrungen in Niedersachsen

Betriebsplatz Hemsbünde Z2 (Herbst 2014)
Die Bühne für die Auftaktveranstaltung: Betriebsplatz Hemsbünde Z2 (Herbst 2014)
Nach diversen Quecksilber- und Benzol-Funden aus der Erdgasproduktion und zunehmender öffentlicher Kritik legt die Bergaufsicht jetzt ein etwas umfangreicheres Messprogramm auf, mit dem Schadstoffe aus dem tiefen Untergrund gemessen werden sollen. Das Programm startet am kommenden Montag um 11 Uhr und soll an 192 aktiven Erdgas-Förderplätzen und 8 Bohrungen in Niedersachsen stattfinden, in denen flüssiger Sondermüll verklappt wird oder wurde.

Auf die Frage, welche Bohrungen das im Einzelnen sind, hat die zuständige Behörde noch nicht geantwortet. Und warum unter den Messparametern keine Schadstoffe sind, die beim Bohren und Fracken eingesetzt wurden, bleibt bislang auch das Geheimnis der Verantwortlichen. Und warum nur der Boden, nicht aber Sicker- und Grundwasser betrachtet werden sollen, ist eine weitere offene Frage. Ob Andreas Sikorski, der am Montag auf dem Betriebsplatz Hemsbünde Z2 bei Bothel die Kampagne der Öffentlichkeit vorstellen soll, diese und weitere Fragen beantworten wird?

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»Bei unkonventioneller Erdgasförderung sind erhebliche Umweltwirkungen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich«

Cartoon: Aus wissenschaftlicher Sicht nicht vertretbar: Fracking
Aus umweltwissenschaftlicher Sicht nicht vertretbar: Fracking
»Fracking im dicht besiedelten Deutschland wäre fatal«, ist Professor Karsten Runge von der Leuphana-Universität, Lüneburg, überzeugt, denn »die Möglichkeiten der Prüfung und der Diskussion von Umweltfolgen hinken der technischen Entwicklung des Frackings zu weit hinterher, um es bedenkenlos einzuführen«.

Demgegenüber findet Professor Mohammed Amro, TU Bergakademie Freiberg: »Beim Fracking sollte Deutschland keine Zeit verlieren.« Bei Gas und Öl sei Deutschland zu fast 90 bzw. 98 Prozent von Importen abhängig und daher sollte »das vor Ort technisch förderbare Potenzial nicht vernachlässigt werden«.

Das PRO und CONTRA Fracking der Professores Amro und Runge in den Nachrichten aus der Chemie zeigt ein weiteres Mal: Apologeten des Fracking wandeln auf ganz dünnem Eis, wenn es um wahrscheinliche und daher einzukalkulierende Auswirkungen des Fracking auf die Umwelt geht. Den schweren, umweltwissenschaftlich begründeten Bedenken der Fracking-Kritiker können sie wenig bis nichts Greifbares entgegensetzen – weder technisch noch ökonomisch wie in diesem Beispiel.
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Radioaktivität im produzierten Wasser – mit und ohne Fracking

Symbol für Radioaktivität
Radioaktivität bei der Öl- und Gasförderung ist eine bislang unterschätzte Gefahr (Grafik: kundrius)
Radionuklide, die bei der Öl- und Gasgewinnung häufig anfallen – bekannt als NORM (naturally occurring radioactive material) -, sind ein bislang vernachlässigtes Umwelt- und Gesundheitsproblem. Insbesondere das produzierte Wasser (Lagerstättenwasser, Flowback beim Fracking, Kondenswasser während der Förderung) kann verschiedene Isotope verschiedener Elemente enthalten und Anlagenteile und Umwelt verstrahlen. Bei der Verklappung der flüssigen Abfälle in alte Bohrlöcher gerät die radioaktive Fracht in den unkontrollierbaren Bereich. Die tatsächliche Gefahrenlage korrekt zu ermessen, ist alles andere als trivial, wie eine neue Forschungsarbeit1 aus dem Marcellus-Frackgebiet (Pennsylvania, USA) zeigt.
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Fracking-Verbot im Staat New York erlassen

Fracking-Verbot in New York – If we can make it there, we’ll make it anywhere!
Fracking-Verbot in New York – If we can make it there, we’ll make it anywhere!
Nachdem der Gouverneur des Staates New York, USA, im letzten Dezember seinen Willen bekundet hatte, Fracking in seinem Staat zu verbieten, ist das Verbot jetzt in Kraft getreten. Das teilte die staatliche Umweltbehörde gestern in einer Pressemeldung mit.

»Nach vielen Jahren intensiver Forschung und Überprüfung wissenschaftlicher Ergebnisse und Fakten ist das Verbot des Hochvolumen-Hydrofracking die einzige vernünftige Alternative«, erklärte Behördenleiter Joe Martens. »Hochvolumen-Hydrofracking hat bedeutende Risiken für Boden, Luft, Wasser und Natur und es gibt signifikante Gefährdungen für die öffentliche Gesundheit, die nicht von der Hand zu weisen sind und die nicht angemessen kontrolliert werden können. Die Verbotsentscheidung entspricht der Aufgabe unserer Behörde, die natürlichen Ressourcen unseres Staates zu erhalten, zu verbessern und zu schützen und die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlergehen den Menschen im Staat zu verbessern.«
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TTIP weicht Schutz vor gefährlichen Chemikalien weiter auf

Cover BUND-TTIP-Expertise, Juni 2015TTIP und die Chemikalienpolitik in der EU: Mögliche Auswirkungen auf bestehende und künftige Regulierungen
Heute schon praktizierter Chemikalien-Einsatz beim Fracking gibt einen Vorgeschmack

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht durch das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP die Schutzstandards vor gesundheitsschädlichen Chemikalien gefährdet. Eine von dem Umweltverband in Auftrag gegebene Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die Aufgabe des in der EU geltenden Vorsorgeprinzips den Schutz der Verbraucher vor krebserzeugenden, hormonell wirksamen und umweltschädlichen Chemikalien infrage stellen würde.
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Grundwasserschäden durch Fracking sind immer zu besorgen

Modell mehrerer Grundwasserleiter
Die Wege des Grundwassers sind vielfältig und wenig verstanden
Eine weitere Untersuchung der Grundwasserqualität in Fracking-Gebieten ist diese Woche erschienen.1 Das Forscherteam von Kevin A. Schug von der University of Texas Arlington entnahm 550 Grundwasserproben aus Brunnen in 90 bis 47.220 Metern Entfernung von Frack-Bohrungen der Barnett-Lagerstätte in Texas, USA. Die Analysen der Proben ergaben teilweise erhöhte Konzentrationen von umweltgefährlichen und gesundheitsschädlichen Stoffen, die ihren Ursprung in den Frack-Maßnahmen haben können – darunter Krebs und andere schwere Krankheiten erzeugende Stoffe.

Auch wenn die Studie keinen kausalen Zusammenhang zwischen Fracking und diesen Ergebnissen nachweist – das war nicht ihr Ziel -, schreien die gefundenen Tatsachen geradezu nach einem engmaschigen Grundwasser-Monitoring und -Analysen auf Stoffe, die bei der Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl und Erdgas eingesetzt werden und die Umwelt und die Gesundheit schädigen. Offensichtlich ist eine Beeinträchtigung der Gewässer ausnahmslos zu besorgen.

In Deutschland, wo gebietsweise häufig und mit sehr gefährlichen Chemikalien gefrackt worden ist, herrscht dazu großer Nachholbedarf, denn derartige Untersuchungen haben regelmäßig noch nicht stattgefunden. Der aktuelle Gesetzgebungsprozess, mit dem Fracking in Tight-Lagerstätten ausdrücklich erlaubt und Fracking in Ton- und Mergelgestein sowie in Kohleflözen ermöglicht werden sollen, trägt dieser ausnahmlosen Besorgnis nicht ausreichend Rechnung.
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Neues aus dem Erzland: »Tag des offenen Bohrlochs«

Wasser zapfen für die Deschkaer Bohrung
Wasser zapfen für den Bohrplatz bei Deschka
Das Niederbringen der Kupfer-Erkundungsbohrung bei Deschka (Landkreis Görlitz) hat begonnen. Laut einem MDR-Bericht sind die Bohrarbeiten am 12.6.15 losgegangen, laut der Unternehmerin Dr. Jolanta Dmowska (KGHM) soll gestern eine Teufe von 125 Metern erreicht worden sein. Ob die Bohrung wie geplant in rund 700 Metern Teufe kupfer- und vielleicht auch silberfündig wird oder nicht: Entsprechend der Betriebsplanzulassung soll sie im Sommer wieder verfüllt werden. Dmowska bemüht sich, jeglichen Verdacht aus der Welt zu halten, dass diese Bohrung etwas mit dem in dieser Gegend angedachten HORIZON-2020-Projekt »BioMOre« zu tun haben könnte. Kritiker einer möglichen zukünftigen Kupfergewinnung in dieser von Naturschutz und Tourismus geprägten Region nehmen ihr das nicht ab. Die Landesregierung indes hält sich bedeckt und gibt sich darüber hinaus unzuständig für das Europa-gesponsorte BioMOre-Experiment auf ihrem Hoheitsgebiet.
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Gefährliche Chemikalien beim Fracking: 2. Nicht zugelassene Biozide

GHS-Symbole Gesundheits-/Umweltgefahr
Frack-Flüssigkeiten im Gasfeld Söhlingen enthielten bisher häufig wasser- und/oder gesundheitsgefährliche Wirkstoffe
Bisherige Frack-Flüssigkeiten, die im tiefen Sandstein im Gasfeld Söhlingen eingesetzt wurden, enthielten Stoffe mit biozider (»Leben abtötender«) Wirkung, deren Einsatz beim Fracking chemikalienrechtlich nicht zugelassen ist. Diese Stoffe weisen teilweise auch für Menschen sehr giftige Eigenschaften auf: Einige können Krebs erregen, andere das Erbgut verändern oder die Fruchtbarkeit bzw. den Embryo schädigen. Dieses sog. »konventionelle Fracking« im tiefen Sandstein Niedersachsens soll sich angeblich schon jahrzehntelang bewährt haben und sicher sein – eine fragwürdige Behauptung, weil bislang nicht hingeschaut wurde, welche Umwelt- und Gesundheitsgefahren tatsächlich von ihm ausgehen.
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